"Füchse mögen knuddelig aussehen", sagte der Londoner Bürgermeister Boris Johnson nach dem Vorfall, "aber sie sind auch Ungeziefer und eine Plage."
Woher kenne ich diese Argumentation bloß? Geistig Hochentwickelte Säugetiere wie den Fuchs als Ungeziefer zu bezeichnen läßt tief blicken...
Sorry, ein abgebissener Finger hat mit Menschen-Predation nichts zu tun, das ist einfach nur lächerlich. So was passiert, wenn Leute den Fuchs mit Katzenfutter bis ins Wohnzimmer anfüttern (habe ich selbst schon auf Videos gesehen).
Der Stadtfuchs ist auch kein besonders neues Phänomen, zumindest nicht in London. Schon seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als sich die Londoner Vorstädte ausbreiteten, zogen Füchse in die Menschensiedlungen. Ihre Anzahl, so der Umweltwissenschaftler Professor Stephen Harris, "hat sich in den letzten 50 Jahren auch nicht groß verändert".
Was anders geworden ist, so Harris, sei das Verhalten der Menschen: Die würden jetzt versuchen, die Rotröcke zu zähmen und sie zu füttern, was "völlig lächerlich" sei, weil es die Tiere ermutige, auf der Suche nach Futter auch in menschliche Wohnungen einzudringen.
Der letzte Teil besagt im Grunde alles. Ich liebe Füchse und würde sie ohne weiteres auf dem Gründstück dulden, aber die Wohnung ist mein Revier und anfüttern von Wildtieren sollte man unterlassen. Wobei ich zugegebenermaßen bei verwaisten Jungfüchsen wahrscheinlich nicht zusehen, wie sie verhungern, sondern weich würde...
@ Sungila
Ich bin der Letzte, der im Verdacht stände, generell mit der Jägerschaft gut Freund zu sein. Dazu liegt viel zu viel im Argen, dazu wurden z.B. viel zu viele Lügen über den Wolf verbreitet, dazu wird die Jagd hierzulande zu sehr in einer Art und Weise betrieben, die ich rundheraus ablehne. Ich gebe Dir in der Sache weitgehend recht (insbesondere, was die offensichtlichen Spaßtöter angeht), aber solche wilden Pauschalrundumschläge bringen niemanden weiter und nützen weder Wolf noch Fuchs. Ich habe z.B. auch einen Jäger kennengelernt, der genau zuhörte, was ich über Füchse und Wölfe zu sagen hatte und offensichtlich bereit war, von einem Nichtjäger, der aber Ahnung hat, dazuzulernen. Auch hier sind einige Jäger, mit denen ich gerne diskutiere, auch wenn wir uns manchmal drauf einigen müssen, uns nicht einigen zu können, weil die Weltbilder zu verschieden sind.
Außerdem esse ich sehr gerne Wild und hier sehe ich auch die Aufgabe eines echten Jägers, auch in der modernen Zeit: Die Jagd auf bestes Bio-Fleisch für den Mittagstisch. In Ländern, wo das möglich ist, würde ich selber jagen (wenn auch nicht mit der Büchse, sondern mit dem Bogen. In D ist das allerdings nur ein superteures Hobby, das sich nicht lohnt), um die Familie mit Fleisch zu versorgen. Es ist bei der Jagd nicht eine Frage des "ob", sondern des "wie" und der Einhaltung ethischer Grundsätze: Man tötet nur, was man essen will (ggf. noch zur Selbstverteidigung), so wie jeder Predator es tut, denn "Spaßjagd" gibt es bei Beutegreifern nicht.
Zum Link von Lars:
Das hier...
Auf dem Heiligenhafener Graswarder wollen Naturschützer künftig auch in der Schonzeit Füchse jagen lassen. Und das mit Unterstützung des Kieler Umweltministeriums.
Dort wurde eigens das Jagdgesetz geändert, um Füchse ganzjährig auf der flachen Landzunge am Fehmarnsund schießen zu können. Kritik gibt es von Tierschützern und Jägern. Wer führende Fähen — also Fuchsmütter mit Jungen — schießt, der nehme in Kauf, dass der Nachwuchs im Bau verhungern wird, heißt es.
...ist barbarisch! Hier wird der Naturschutz zur reinen Selbstverwirklichung (eine militante Haltung, die bei Vogelschützern leider gar nicht so selten ist und die ich schon selbst im real Live erlebt habe). Eine Art (insbesondere Elterntiere) zu killen, um eine andere zu pushen, das kenne ich in seiner übelsten Form sonst nur aus Nordamerika: Abschlachten der Wölfe zur "Verbesserung des Huftierbestandes" (bis hin zur qualvollen Vergasung von Fähen und Welpen in ihren Wurfhöhlen), wie man das euphemistisch so schön nennt. Jemand, der Jungfüchsen die Mutter und/oder den Vater nimmt, ist nicht besser als diese Wolfs-Schlächter aus den USA oder Kanada.
Gruß
Wolf