Kälber gerissen ...

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern
Grauer Wolf

Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von Grauer Wolf »

Tja, was soll ich jetzt dazu sagen (ist doch eh wieder "falsch")?

J.w.d., direkt im Wolfsrevier (das hört nicht schlagartig an der TUP-Grenze auf) und ein Zaun, der der Filmsequenz nach gerade mal aus 2, in Worten: zwei Drähten besteht (Taktfrequenz?), einer ganz oben, einer in der Mitte; unten nada. Da kann ein ganzes Rudel rein und wieder raus, ohne mehr als 2 Sekunden aufgehalten zu werden und dann verläuft die Jagd wie üblich: Alttiere ablenken, Jungtier greifen und ab dafür. Damit kann man zwar die Kühe und Kälber drinnen, aber nicht die Wölfe draußen halten.
Die Forderung der Bauern? Klar: Abschießen! Was auch sonst! :x Das Bekenntnis zur Artenvielfalt dürfte sich auf Schmetterlinge o.ä. beschränken.

Gruß
Wolf
balin
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Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von balin »

Ergänzende Meldungen aus der Presse:
http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda ... -in-Brueck
und
http://www.agrarheute.com/woelfe-greife ... denburg-an
Irgendwo rächt sich dann die Zucht auf Hornlosigkeit. Allerdings muß eine Herde laufen, wenn sechs Wölfe angreifen. Die walzen dann jeden Zaun nieder. Meiner Ansicht nach kann man nur das Drohpotential gegen die Wölfe erhöhen wenn sie mal im Rudel auftreten. Ab 2018 versuche ich Herdenschutzhunde in eine Rinderherde zu integrieren. Nach meinen bisherigen Erfahrungen gibt es bestimmt leichteres, aber ich werde es versuchen. ;-)
holsteiner in nrw
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Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von holsteiner in nrw »

Also ich finde den Beitrag eigentlich recht ausgewogen. Selbst die Äusserungen der Viehhalter sind doch sehr unaufgeregt.
Es ist halt nur eine weitere Facette des Konfliktes Wolf versus Beweidung, der sich zustellen ist.
Dieses geht nur durch entsprechende Unterstützung der Tierhalter, sowie deren Bereitschaft sich der Problematik zu stellen.
Und auch da scheint der betroffene Landwirt doch zu allem bereit zu sein. Vielleicht würde es sich ja auch mal lohnen , wenn es eine Kooperation von
Wolfsbeauftragtem und Jägerschaft gäbe, um den entsprechenden Wölfen beim nächsten Besuch ein bisschen Schreckschuss, oder falls praktikabel auch mal etwas Gummi auf den Pelz
zu brennen. Da bin ich mir aber nicht sicher, inwiefern so etwas rechtlich erlaubt und darüber hinaus praktikabel wäre.
Aber eine gewisse Abschreckung würde den Grauen längerfristig besser tun als die scharfe Variante der Munition...

Dieses Beispiel zeigt aber wiederum einmal, wie wichtig und auch richtig Balins Weg ist...
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SammysHP
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Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von SammysHP »

Aber es ist doch seltsam, dass plötzlich "ständig" Rinder/Kälber gerissen werden, nachdem so lange Zeit nichts passiert ist. Hat es sich irgendwie rumgesprochen, dass schlecht eingezäunte Kälber eine leichte Beute sind, da sie von ihrer Mutter nicht beschützt werden?
jurawolf
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Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von jurawolf »

Wölfe sind nun mal lernfähig und wenn dank dem Herdenschutz plötzlich die leichteste Beute (=ungeschützte Schafe) wegfällt, nimmt man sich eben die zweit- oder drittleichteste. Kälber von unseren hornlosen Hochleistungskühen sind keine so schwierige Beute.
Grauer Wolf

Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Irgendwo rächt sich dann die Zucht auf Hornlosigkeit.
Das kam mir auch spontan in den Sinn, nach allem, was Du über Deine Rinder erzählt hast, die ja offensichtlich ein etwas anderes Kaliber darstellen. Ich schätze doch, daß, wenn "schwer bewaffnete" Mutterkühe die Kälber in die Mitte nehmen (so sie das tun? Ich kenne mich da nicht besonders aus und diese "Burgen" eher von Wildrindern und Moschusochsen), es sich die Grauen dreimal überlegen, ob nicht Reh auch gut schmeckt.

Gruß
Wolf
balin
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Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von balin »

Ist doch nicht nur das. Die Mammis müssen den Nachwuchs vom letzten Jahr loswerden. Da findet bei den Hornlosen und den Kurzhörnern beim ersten mal oft eine andauernde Vergewaltigung statt, die das zweite oder auch die weiteren Kälber am Überleben hindert. Eine bewaffnete Kuh setzt ihr voheriges Kalb rechtzeitig ab. Einer, der im Mehrgenerationenhaus lebt, wie ich, der weiss das. Wenn man Tiere kastriert, dann muß man lieber vorausschauend auch registrierend bemerken, was das bedeutet. Bei Kühen kann man schon mit der Natur arbeiten, aber nicht zu den Bedingungen der Hornlosigkeit und mit der hierzulande genetisch bestimmten Milchmenge. Mit meinen Tieren komme ich gut aus, aber ich habe immer eine Drohung in der Hinterhand, die ich auch zeitnah wahrmache, Ein Wolf in der Herde braucht ein Horn in die Rippen und keine psychiatrische Behandlung vom ho(i)rnlos Fleischrinderverband auf entwaffnete Kühe. Im Idealfall erspart das die Herdenschutzhunde.
Vom Kratzen am Rücken habe ich jetzt noch nicht gesprochen und auch nicht vom Freischarren von Futter im Winterschnee.. Habe mir erzählen lassen, daß Pferde das mit den Hufen machen, Kühe benutzen aber ihre Hörner als Werkzeuge.
kangal2
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Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von kangal2 »

Mich wundert es eher, daß die Wölfe Rinder auf dem Speiseplan haben.
Finde ich schon etwas ungewöhnlich, zumal die Kälber nicht allein auf der Weide waren.
Grauer Wolf

Re: Kälber gerissen ...

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:Mich wundert es eher, daß die Wölfe Rinder auf dem Speiseplan haben.
Finde ich schon etwas ungewöhnlich, zumal die Kälber nicht allein auf der Weide waren.
Ich gehe davon aus, daß Wölfe ihre Gegner ganz genau einschätzen. Hornlose Kühe und wahrscheinlich nicht die fixesten? Das ist eine Einladung, sich ein Kalb zu holen, zumal die Weide völlig ungeschützt ist und ziemlich einsam (lt. Bildern) direkt neben dem TUP liegt.
An balins schwer bewaffnete Rinder, die ja wohl auch recht beweglich sind, würden die sich m.E. nicht rantrauen.
Mich würde vor dem Hintergrund echt interessieren, bei welchen Rinderrassen die Grauen generell zuschlagen. Aber die Fälle sind, trotz Medienwirksamkeit, so selten, daß es für eine vernünftige Statistik höchstwahrscheinlich nicht langt.

Gruß
Wolf
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