Wolf Überfahren oder totgefahren/ Gewöhnung Wolf an Mensch

[WolfInterressiert]

Ich hätte da mal eine Frage ! Inwiefern darf man sich Sorgen, was heißt Sorgen^^, aber Gedanken darüber machen, dass einige bzw. mehrere Wölfe in letzer Zeit im dichter besiedelten Speckgürtel Berlins, besser gesagt Potsdamer Region angefahren wurden? Vorallem im Hinblick auf die waldnahe offene Bauweise der "Eigenheimsiedlungen". Kann man hier schon von einer leichten Gewöhnung der eigentlich von Natur aus sehr scheuen Wölfe an den Menschen reden? Oder kommen die Wölfe aufgrund knapper "Futterquellen"in die Nähe der dichter besiedelten Gebiete? Würde gerne mal einige Meinungen hören. Ich denke persönlich einfach, dass der Wolf sich an den Menschen gewöhnt hat. Bin gespannt auf eure Meinungen.

[jurawolf]

Quatsch. Wenn man sich ansieht, wo diese Wölfe überfahren wurden, sieht man, dass das samt und sonders in den grossen Wald- und Heidegebieten im Umland von Berlin geschah, also keinesfalls dort, wo quasi schon Siedlungsgebiet ist.

Und die "natürliche Scheu" würde ich eher als Angst vor dem Menschen bezeichnen im Wissen darum, dass der Mensch eine Gefahr darstellt. Völlig unbejagte Wölfe haben kaum Angst vor dem Menschen.

[balin]

Das mit der Scheu und der Bejagung würde ich so nicht ganz stehen lassen, zumindest nicht für die europäischen Wölfe. Nach tausend Jahren Verfolgung durch die Menschen haben sich sicherlich genetisch Verhaltensmerkmale verfestigt, die auch ohne Anlernen eine gewisse Scheu zugrundelegen. Vergleicht man es mit den Hunden, wo man in der heutigen engen Welt das Gegenteil will, nämlich den zutraulichen Hund, dann
kann man im umgekehrten Fall auf einen recht guten Zuchterfolg (seit Karl dem Großen) bei den Wölfen schliessen.

[Lone Wolf]

Nichts gegen dich Wolfinteressiert, dein Name ehrt dich ja schon mal, aber ich werde immer vorsichtig, wenn jemand ausführt, dass sich Wölfe an Menschen gewöhnen, dass ist die beliebte Vorstufe, um im Anschluss die Eliminierung bzw. Jagdfreigabe zu fordern...
Wir leben in einem äusserst dicht besiedelten Land, 233 Menschen auf den qkm. Wandernde Wölfe, die auf Grund ihres Energiehaushaltes gern menschliche Infrastruktur nutzen, werden dafür sorgen, dass es immer öfter zu solchen oder ähnlichen Begegnungen kommen kann., bzw. wird.
Also auch wenn ein Wolf nachts durch ein Dorf läuft, ist das Wort Gewöhnung grundfalsch. Es ist ihre clevere Art, um schnell voran zu kommen. Ebenso bekannt ist, dass Wölfe gezielt Strassen und Eisenbahnstrecken auf der Suche nach Fallwild ablaufen.
Davon allein liegt noch lange keine Gefährdung für den Menschen vor und nur dieser Begriff ist substanziell!
Wir werden in Zukunft also eher genau abwägen müssen , ob ein konkreter Wolf dem Menschen gegenüber aggressiv auffällig wird, obwohl er beispielsweise flüchten kann. Eine Entscheidung sollte dann mittels einer fachlichen Charakteranalyse gefällt werden. Fällt diese dementsprechend aus, kann ein Wolf geschossen werden. Im Übrigen auch heute schon.
Mir wäre es lieber, wir würden dementsprechende Fachleute ausbilden, eine kleine Rangergruppe meinetwegen, die mit profunden Wissen um Raubtierverhaltensweisen im Allgemeinen und Wolfsökologie im Besonderen solche Fälle lösen. Dann würde wohl auch unser bayerischer Bär Bruno noch leben. Er musste sterben, weil er sich verhielt wie sich Bären eben verhalten...
Allgemeine, insbesondere bei Wolfsgegnern unter den Jägern beliebte Termini in dieser Frage, wie unkontrollierte Vermehrung, Wolfsdichte, der berühmte Chiphase, Rotwild in den letzten Zuckungen und eben auch die hier besprochene " Gewöhnung an Menschen" Plattidüde dient immer nur einem ganz bestimmtem Ziel...

[Grauer Wolf]

@ Lone Wolf:
Gut gesagt...


@ WolfInterressiert

Kann man hier schon von einer leichten Gewöhnung der eigentlich von Natur aus sehr scheuen Wölfe an den Menschen reden?

Definitv nein. Wölfe nutzen gerne die menschliche Infrastruktur, um schnell und energiesparend voranzukommen.

Oder kommen die Wölfe aufgrund knapper "Futterquellen"in die Nähe der dichter besiedelten Gebiete?

Definitiv nein. Unsere Wälder sind rappelvoll von nahrhaften Rehen, Hirschen, Wildsauen und in manchen Gegenden Mufflons als Sonderangebot.

Ich denke persönlich einfach, dass der Wolf sich an den Menschen gewöhnt hat.

Nein. Wölfe gewöhnen sich ggf. an einzelne Individuen (z.B. Wolfsforscher, die direkt am Rudel arbeiten), aber nicht an den Menschen an sich. Wenn mal Wölfe auf Menschen zugehen (wie seinerzeit bei den Hasenfüßen aus der Bundeswehr ), dann handelt es sich gewöhnlich um unerfahrene Halbwüchsige, die die Neugierde plagt und das Fell juckt: Jugendliche eben, noch naiv und leichtsinnig und ein Grund zur Sorge für die Wolfseltern...

Es ist auch eine Frage der persönlichen Einstellung. Es gibt halt Menschen, die sich gleich Sorgen machen, wenn ihnen die Natur, hier in Form von Wölfen, außerhalb von Zoo und Freizeitpark etwas näher kommt, und die die Panik kriegen, wenn ihnen mal ein Grauer zufällig beim Wandern oder Pilzesuchen begegnet. Da spukt dann Rotkäppchen wieder umeinand. Ich könnte mit Wölfen in der Nachbarschaft gut leben. Jeden Abend von den Grauen in den Schlaf gesungen zu werden? Unbezahlbar!
Und mal einem wilden Wolf auf wenige Meter Entfernung zu begegnen und Augenkontakt aufzunehmen? Dafür fallen mir keine Superlative mehr ein. Schon meine Nah-Begegnungen mit Füchsen hinterließen einen tiefen Eindruck, ebenso der Augenkontakt mit den (menschengewohnten) Wölfen im Bayrischen Nationalpark. Wie das bei einem wilden Wolf ist, das kann ich nur ahnen. Wenn man dafür offen ist, dürften einen solche Eindrücke für's Leben prägen...

Gruß
Wolf