Der Wolf als Politikum in Landtagswahlen
Verfasst: 27. Aug 2014, 14:28
Als gebürtiger Sachse stehe ich vor dem nächsten Sonntag in der Pflicht, nahezu sämtliche (einige radikale, religiös verquaste oder dogmatische Parteien fallen allerdings von vornherein unter den Tisch) Parteiprogramme zu lesen, um eine höchstmögliche Affinität zu meinen eigenen Meinungen,freilich nur im Rahmen einer Landtagswahl, festzustellen und mein Wahlverhalten danach auszurichten. Dabei ist mir doch durchaus auch Canis Lupus direkt oder indirekt begegnet, wovon ich euch gern in Kenntnis setzen möchte. Ich halte das durchaus für interessant
So findet man zum Beispiel bei der Alternative für Deutschland Landesverband Sachsen im Wahlprogramm folgende Formulierung:
III.5.b8. Heimatliche Natur – unsere Verantwortung
Der Schutz der Natur mit ihren heimattypischen Arten ist eine wichtige Aufgabe, die im ländlichen Raum zu
leisten ist. Arten, die in Sachsen sehr selten, aber in anderen Weltregionen weit verbreitet sind, bedürfen keines
besonderen Schutzes.
III.5b9. Wildtiermanagement statt Wolfsmanagement!
Wir setzen uns dafür ein, die Kostenstelle für das sog. Wolfsmanagement entweder abzuschaffen oder in ein
Wildtiermanagement umzuwandeln, in dem alle Wildarten, auch Niederwild wie Hase oder Fasan, gleich behandelt
werden.
Nachtigall ick hör dir trapsen. Ich muss schon sagen, der Arm des Landejagdverbandes reicht weit.
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Auch im Programm der Regierungspartei CDU findet man den Wolf, allerdings deutlich entspannter:
Zitat:
Die Sächsische Union wirbt deshalb für die Umsetzung und Weiterentwicklung des Maßnahmenplans zur
biologischen Vielfalt und fordert in der neuen EU-Förderperiode praxisgerechte und
kostendeckende Naturschutzmaßnahmen. Konflikte mit Land- und Gewässernutzern, die
sich aus der Ausbreitung von streng geschützten Tierarten wie dem Wolf, dem Elbebiber
oder dem Kormoran ergeben, müssen durch Managementmaßnahmen gelöst werden.
Ablehnen muss ich den Begriff der Kostendeckenden Naturschutzmaßnahmen. Diese sollten und können aus meinere Sicht zwangsläufig nicht immer kostendeckend sein! Dieser Begriff schränkt echten Umwelt-/Naturschutz ein.
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Zur FDP: Hier ist man im aktuellen Wahlprogramm stolz auf das erreichte. Immerhin steht man öffentlich zum Wolf, trotz massiven Vorbehalten im ländlichen Raum, ich erinnere an die 10.000 Unterschriften die die Schäfer Klose und Horn gegen den Wolf zusammengetragen haben. Das macht mir die sächsische FDP fast symphatisch. Man liest:
Was haben wir bisher in Regierungsverantwortung erreicht?
Entwicklung einer langfristigen Strategie zur Vergrößerung des Waldanteils auf 30 Prozent der
Landesfläche, Schaffung umfassender Beratungsangebote für die Eigentümer und Pächter
von Privat- und Körperschaftswald
neues Jagdgesetz mit Ausgleich zwischen Tier-, Arten-, Umweltschutz und Jagdinteressen;
weitgehender Verzicht auf bleihaltige Munition; Jagdverbot für geschützte Tiere wie den Wolf
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Da kommen doch eher, man glaubt es kaum, die Freien Wähler als die Neoliberalen rüber, die überbordende Regulierung zur Umwelt zu Gunsten einer wirtschaftlichen Nutzung von Wäldern zurückdrängen möchten, hier liest man demzufolge zum Wolf
-die Schaffung weiterer Anreize in der Waldwirtschaft,
um die Wälder nachhaltig zu bewirtschaften
und vor zerstörerischen Eingriffen
zu schützen, in enger Zusammenarbeit mit
den Waldbesitzern, Jägern und Förstern vor Ort.
-den Erhalt der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft.
Artenschutz ist nicht teilbar – keine
Art soll privilegiert sein – auch nicht der Wolf
Den Zusatz : ...auch nicht der Wolf... hätte man sich sparen können, so lässt er allerdings tief blicken, auch sonst wende ich mich mit Grausen, hier gehts nur um Heller und Pfennig bei den Freien Wählern...
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Die SPD in Sachsen widmet dem Wolf ein volles Kapitel. Da Capo!
Schutz des Wolfes in Sachsen
Der Wolf ist durch europäisches und deutsches Naturschutzrecht als gefährdete
Art geschützt. Seine Bejagung ist gesetzlich verboten. Trotzdem werden in Sachsen
Wölfe illegal bejagt und getötet.
Wir wollen, dass der Freistaat Sachsen seiner Verantwortung für den Wolf gerecht
wird und Ängste in der Bevölkerung abbaut. Die Menschen vor Ort müssen
noch besser über die Lebensweise des Wolfes und den richtigen Umgang damit
informiert werden. Grundsätzlich begrüßen wir die Wiederansiedlung des Tieres.
Gleichwohl sehen wir, dass dieser Vorgang zu Ängsten geführt hat und werden
Maßnahmen fördern, die ein konfliktfreies Nebeneinander von Mensch und Wolf
unterstützen.
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Die Grünen haben ebenfalls einen äußerst ausführlichen Beitrag dazu im Wahlprogramm, wenn man zwischen den Zeilen liest, gäbe es hier sogar Chancen, endlich Schonzeiten für den Fuchs in Sachsen einzuführen, wenn nicht sogar ein ständiges Jagdverbot:
GRÜNE Jagdpolitik zielt auf die nachhaltige Hege und Pflege des Waldes und der darin wild lebenden Tiere ab. Alle einheimischen Wildtierarten wollen wir in geeigneten Lebensräumen erhalten beziehungsweise ihre Wiederansiedlung fördern. Deshalb ist die konsequente Bestandsregulierung des Schalen- und Schwarzwilds ebenso Bestandteil GRÜNER Jagdpolitik wie Schonzeiten und der Schutz von bedrohten Tierarten, die nicht bejagt werden dürfen. Die Liste der jagdbaren Tierarten im Jagdgesetz wollen wir entsprechend eng begrenzen. Alle dann nicht mehr gelisteten Tierarten sollten ausschließlich dem Naturschutzgesetz unterliegen. Wir lehnen die jagdrechtliche Einordnung des Wolfes grundsätzlich ab. Der Wolf gehörte lange Zeit zu den in Sachsen heimischen Tieren, wanderte selbstständig wieder in seine ursprüngliche Heimat ein und bedarf des besonderen Schutzes. Die systematische Beobachtung der Wildbestände wollen wir vorantreiben. Zudem wollen wir die vollständige Umstellung auf bleifreie Munition für die Jagd und die Abkehr von der Trophäenjagd erreichen. Wir wollen eine praxisorientiertere und professionellere Jagdausbildung
ermöglichen. Neben einer wildbiologischen Fachausbildung muss die Waffenhandhabung Hauptmerkmal jeder Jagdausbildung
werden
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Bei den Linken kommt der Wolf explizit nicht vor, wohl aus Rücksicht auf ihre überalterten Wähler, die in dieser Hinsicht überwiegend negativ eingestellt sind.
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Ich muß sagen, da ich bei sämtlichen Wahlen auch immer Friedens-und Europapolitik der jeweiligen Bundesparteien im Hinterkopf habe, fällt es mir schwer bei der Landtagswahl Parteien zu wählen, die aus meiner Sicht in diesen Bereichen versagt haben. Gerade diese Parteien haben dann aber auf Landesebene in Sachen Natur und Umwelt, die aus meiner Sicht besten Konzepte... Insbesondere die Grünen muss ich hier positiv nennen. Ihr Konzept zu Verbundbiotopen,Wildbrücken, Korridoren, Waldumbau, Wegnahme ökonomischen Druckes auf jeden qm Wald usw überzeugt voll und ganz. Leider ist mir die Partei in anderen Bereichen deutlich zu dogmatisch ideologisch geprägt. Enttäuschend für mich die AfD und v.a. die Freien Wähler.
Das wird für Lone Wolf wieder mal eine Spagatwahl...
Grüße
LW
So findet man zum Beispiel bei der Alternative für Deutschland Landesverband Sachsen im Wahlprogramm folgende Formulierung:
III.5.b8. Heimatliche Natur – unsere Verantwortung
Der Schutz der Natur mit ihren heimattypischen Arten ist eine wichtige Aufgabe, die im ländlichen Raum zu
leisten ist. Arten, die in Sachsen sehr selten, aber in anderen Weltregionen weit verbreitet sind, bedürfen keines
besonderen Schutzes.
III.5b9. Wildtiermanagement statt Wolfsmanagement!
Wir setzen uns dafür ein, die Kostenstelle für das sog. Wolfsmanagement entweder abzuschaffen oder in ein
Wildtiermanagement umzuwandeln, in dem alle Wildarten, auch Niederwild wie Hase oder Fasan, gleich behandelt
werden.
Nachtigall ick hör dir trapsen. Ich muss schon sagen, der Arm des Landejagdverbandes reicht weit.
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Auch im Programm der Regierungspartei CDU findet man den Wolf, allerdings deutlich entspannter:
Zitat:
Die Sächsische Union wirbt deshalb für die Umsetzung und Weiterentwicklung des Maßnahmenplans zur
biologischen Vielfalt und fordert in der neuen EU-Förderperiode praxisgerechte und
kostendeckende Naturschutzmaßnahmen. Konflikte mit Land- und Gewässernutzern, die
sich aus der Ausbreitung von streng geschützten Tierarten wie dem Wolf, dem Elbebiber
oder dem Kormoran ergeben, müssen durch Managementmaßnahmen gelöst werden.
Ablehnen muss ich den Begriff der Kostendeckenden Naturschutzmaßnahmen. Diese sollten und können aus meinere Sicht zwangsläufig nicht immer kostendeckend sein! Dieser Begriff schränkt echten Umwelt-/Naturschutz ein.
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Zur FDP: Hier ist man im aktuellen Wahlprogramm stolz auf das erreichte. Immerhin steht man öffentlich zum Wolf, trotz massiven Vorbehalten im ländlichen Raum, ich erinnere an die 10.000 Unterschriften die die Schäfer Klose und Horn gegen den Wolf zusammengetragen haben. Das macht mir die sächsische FDP fast symphatisch. Man liest:
Was haben wir bisher in Regierungsverantwortung erreicht?
Entwicklung einer langfristigen Strategie zur Vergrößerung des Waldanteils auf 30 Prozent der
Landesfläche, Schaffung umfassender Beratungsangebote für die Eigentümer und Pächter
von Privat- und Körperschaftswald
neues Jagdgesetz mit Ausgleich zwischen Tier-, Arten-, Umweltschutz und Jagdinteressen;
weitgehender Verzicht auf bleihaltige Munition; Jagdverbot für geschützte Tiere wie den Wolf
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Da kommen doch eher, man glaubt es kaum, die Freien Wähler als die Neoliberalen rüber, die überbordende Regulierung zur Umwelt zu Gunsten einer wirtschaftlichen Nutzung von Wäldern zurückdrängen möchten, hier liest man demzufolge zum Wolf
-die Schaffung weiterer Anreize in der Waldwirtschaft,
um die Wälder nachhaltig zu bewirtschaften
und vor zerstörerischen Eingriffen
zu schützen, in enger Zusammenarbeit mit
den Waldbesitzern, Jägern und Förstern vor Ort.
-den Erhalt der Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft.
Artenschutz ist nicht teilbar – keine
Art soll privilegiert sein – auch nicht der Wolf
Den Zusatz : ...auch nicht der Wolf... hätte man sich sparen können, so lässt er allerdings tief blicken, auch sonst wende ich mich mit Grausen, hier gehts nur um Heller und Pfennig bei den Freien Wählern...
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Die SPD in Sachsen widmet dem Wolf ein volles Kapitel. Da Capo!
Schutz des Wolfes in Sachsen
Der Wolf ist durch europäisches und deutsches Naturschutzrecht als gefährdete
Art geschützt. Seine Bejagung ist gesetzlich verboten. Trotzdem werden in Sachsen
Wölfe illegal bejagt und getötet.
Wir wollen, dass der Freistaat Sachsen seiner Verantwortung für den Wolf gerecht
wird und Ängste in der Bevölkerung abbaut. Die Menschen vor Ort müssen
noch besser über die Lebensweise des Wolfes und den richtigen Umgang damit
informiert werden. Grundsätzlich begrüßen wir die Wiederansiedlung des Tieres.
Gleichwohl sehen wir, dass dieser Vorgang zu Ängsten geführt hat und werden
Maßnahmen fördern, die ein konfliktfreies Nebeneinander von Mensch und Wolf
unterstützen.
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Die Grünen haben ebenfalls einen äußerst ausführlichen Beitrag dazu im Wahlprogramm, wenn man zwischen den Zeilen liest, gäbe es hier sogar Chancen, endlich Schonzeiten für den Fuchs in Sachsen einzuführen, wenn nicht sogar ein ständiges Jagdverbot:
GRÜNE Jagdpolitik zielt auf die nachhaltige Hege und Pflege des Waldes und der darin wild lebenden Tiere ab. Alle einheimischen Wildtierarten wollen wir in geeigneten Lebensräumen erhalten beziehungsweise ihre Wiederansiedlung fördern. Deshalb ist die konsequente Bestandsregulierung des Schalen- und Schwarzwilds ebenso Bestandteil GRÜNER Jagdpolitik wie Schonzeiten und der Schutz von bedrohten Tierarten, die nicht bejagt werden dürfen. Die Liste der jagdbaren Tierarten im Jagdgesetz wollen wir entsprechend eng begrenzen. Alle dann nicht mehr gelisteten Tierarten sollten ausschließlich dem Naturschutzgesetz unterliegen. Wir lehnen die jagdrechtliche Einordnung des Wolfes grundsätzlich ab. Der Wolf gehörte lange Zeit zu den in Sachsen heimischen Tieren, wanderte selbstständig wieder in seine ursprüngliche Heimat ein und bedarf des besonderen Schutzes. Die systematische Beobachtung der Wildbestände wollen wir vorantreiben. Zudem wollen wir die vollständige Umstellung auf bleifreie Munition für die Jagd und die Abkehr von der Trophäenjagd erreichen. Wir wollen eine praxisorientiertere und professionellere Jagdausbildung
ermöglichen. Neben einer wildbiologischen Fachausbildung muss die Waffenhandhabung Hauptmerkmal jeder Jagdausbildung
werden
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Bei den Linken kommt der Wolf explizit nicht vor, wohl aus Rücksicht auf ihre überalterten Wähler, die in dieser Hinsicht überwiegend negativ eingestellt sind.
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Ich muß sagen, da ich bei sämtlichen Wahlen auch immer Friedens-und Europapolitik der jeweiligen Bundesparteien im Hinterkopf habe, fällt es mir schwer bei der Landtagswahl Parteien zu wählen, die aus meiner Sicht in diesen Bereichen versagt haben. Gerade diese Parteien haben dann aber auf Landesebene in Sachen Natur und Umwelt, die aus meiner Sicht besten Konzepte... Insbesondere die Grünen muss ich hier positiv nennen. Ihr Konzept zu Verbundbiotopen,Wildbrücken, Korridoren, Waldumbau, Wegnahme ökonomischen Druckes auf jeden qm Wald usw überzeugt voll und ganz. Leider ist mir die Partei in anderen Bereichen deutlich zu dogmatisch ideologisch geprägt. Enttäuschend für mich die AfD und v.a. die Freien Wähler.
Das wird für Lone Wolf wieder mal eine Spagatwahl...
Grüße
LW