Die Ewig Gestrigen wieder... :(

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Wolfsblut
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Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Wolfsblut »

Wölfen wird die Dezimierung unser Mufflon-Population verantwortlich gemacht:
http://www.sz-online.de/sachsen/es-muff ... e#Comments
Lutra
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Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Lutra »

Das stimmt, das machen sie, die Wölfe. Das Mufflon ist eben keine heimische Art, zumal es noch umstritten ist, ob es wirklich ein Wildschaf ist. Mindestens bei unseren ausgewilderten Mufflons wurden früher Haustierrassen eingekreuzt.
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Wolfsblut
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Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Wolfsblut »

Wenn es der Wolf net macht, macht es irgendwann der Luchs, oder vielleicht der Schakal (der schon mehrmals gesichtet wurde). Ein Tier was sich nicht verteidigen kann stirbt halt aus. Und wenn ich richtig liege ist der Mufflon eigentlich ein Gebirgstier.
Grauer Wolf

Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Grauer Wolf »

Der deutsche Mufflonbestand ist genetisch völlig wertlos. Da wurde m.W. Zackelschaf eingekreuzt.

Unabhängig davon: Das Mufflon wurde hier künstlich angesiedelt zu einer Zeit, als die Wölfe längst ausgerottet waren. Nun sind sie halt wieder da und bereinigen die Fauenenverfälschung auf ihre effektive Weise. Das Mufflon kann sich gegenüber einem einheimischen(!) Beutegreifer nicht halten, ergo hat's hier nichts zu suchen. So einfach ist das.
Das Thema wurde schon so oft durchgekaut, aber scheinbar reiten die Grünröcke immer wieder drauf rum. Offensichtlich sind selbst einfache, biologische Fakten nicht eingängig.

Gruß
Wolf
Grauer Wolf

Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsblut hat geschrieben:Wenn es der Wolf net macht, macht es irgendwann der Luchs, oder vielleicht der Schakal (der schon mehrmals gesichtet wurde). Ein Tier was sich nicht verteidigen kann stirbt halt aus. Und wenn ich richtig liege ist der Mufflon eigentlich ein Gebirgstier.
Zu spät gesehen...
Ja, und zwar von trockenen Bergregionen. Für den Luchs liegt das Mufflon noch im Beutesprektrum, aber für den Goldschakal ist es zu groß. Da ginge er höchstens als Aas ran. Der Goldschakal jagt normalerweise recht kleine Beute und ähnelt darin mehr dem Rotfuchs.

Gruß
Wolf
Skeptiker
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Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Skeptiker »

charlie hat geschrieben:
kangal2 hat geschrieben:@Wolf
Es werden beileibe nicht nur Schafhalter subventioniert.
Wäre es Dir lieber, diese gäbe es nicht mehr und alles kommt aus Neuseeland?
Zu letzterem, wenns ökonomischer ist, warum nicht!
Das nicht nur Schafhalter subventioniert werden, ist bekannt. Aber ob die Subventionen, also user aller zwangsweise vom Lohn / Gehalt eingezogenes Steuergeld, sinnvoll verwendet wird, darf und muss schon mal hinterfragt werden (dürfen ;-) ).
Im Übrigen leben wir in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft, wo eigentlich gilt, was sich nicht rechnet ... das wars dann. (Das mussten nach der Wende genügend Menschen hier im Osten, aber auch im Ruhrpot vor Jahren, am eigenen Leibe in Größenordnung erfahren, ohne Rücksicht auf ihre Existenz! :shock:)
Und warum soll das nun nicht mehr gelten? Wenn sich die Schafhaltung nicht rentiert, muss eben nach Alternativen gesucht werden. So ist nun mal die Marktwirtschaft (wenn man sie denn haben wollte, will und hat 8-) .
Wenn die Landwirte nunmal staatlich gewollt Subventionen erhalten, die Schafhalter bis zu 70%, also auch letztendlich von meinen Steuermitteln leben, dann kann ich auch ein wenig mehr als Jammern wegen des Wolfes erwarten, da sie ja im Falle des Falles ebenfalls aus STEUERMITTELN ihren Schaden ersetzt bekommen.
kangal2 hat geschrieben:Ist Dir aufgefallen, daß Schafe hier mittlerweile vorrangig zur Landschaftspflege eingesetzt werden?
Landschaftspflege ... Kulturlandschaft ... alles solche Schlagworte und Hockuspockus für die von Menschen vorgenommenen Eingriffe, Veränderungen und Zerstörung unserer Natur und Umwelt!
Lasst der Natur ihren Lauf!!!

Ich werde Dir mal so als Beispiel was erzählen: Hier sind 1991 die Russen vom Schießplatz / Bombodrom (unsere Ruppin-Kyritz-Wittstocker Heide) abgezogen. Ein riesengroßer Platz, der seit dem wegen möglicher Munitionsreste und davon ausgehenden Gefahren sowie der fehleneden finanziellen Mittel für deren Beseitigung, nicht bzw. nur auf ganz wenigen ausgewiesenen Wegen betreten werden darf. Die Natur hat sich in den über 20 Jahre zurückgeholt, was ihr Eigen ist. Keine von Menschenhand gestalltete "Kulturlandschaft" kann so schön sein, wie die auf diesen Platz zurückgekehrte Natur. Sie ist der wahre Meister der Landschaftsgestaltung, die vielen Tieren hier einen ungestörten Lebensraum bietet.
Von mir aus können da noch viele Jahre die Gelder für die Munitionsberäumung fehlen, denn dann haben dort Pflanzen und Tiere weiterhin ihre Ruhe vor dem Menschen, der meint, immer alles nach seinem Willen gestalten, verändern und zerstören zu müssen.
Na dann wage ich mal meinen Einstand hier:

Die artenreichsten und aus Naturschutzsicht wertvollsten Lebensräume bestehen aus Stadien, die es wegen des Menschen gibt. Kulturlandschaft eben. Dabei meint der Begriff Kulturlandschaft in diesem Fall Nutzungsformen, die es in zurückliegender Zeit zahlreich gab, die jetzt auf Grund des technischen Fortschrittes in der Landwirtschaft auch Forstwirtschaft immer seltener werden. Wenn du wirklich der Auffassung bist, dass die Eigenentwicklung der Natur das Beste ist, was es gibt, musst du konsequenterweise dein Leben beenden und der Natur flächendeckend und nicht nur in ein paar Minireservaten diese Möglichkeit bieten. Ansonsten erreichst du nur, dass es in absehbarer Zeit in den Minireservaten Klimaxstadien gibt, die nur relativ wenigen Arten einen Lebensraum bieten. Die vielen Arten, die in den Zwischenstadien ihren Lebensraum finden, bleiben bei dieser Strategie auf der Strecke, da Waldbrände aus Sicherheitsgründen bei uns auch im Totalreservat schnellstmöglich gelöscht werden.

Die freie Sukzession auf den Truppenübungsplätzen führt am Ende dazu, dass die während deren militärischer Nutzung dort heimischen Arten mit besonderem Naturschutzwert wie Ziegenmelker und Wiedehopf etwa auf der Strecke bleiben. Dies ist besonders deshalb so, weil die lautesten und vehementesten Naturschützer gleich nach der Wende unter anderem auch dafür gesorgt haben, dass es Kahlschlagswirtschaft in der Forstwirtschaft nicht mehr wirklich gibt. Natürlich haben Kahlschläge Nachteile, aber eben nicht nur. Der bewusste Verzicht auf Kahlschläge ist eben auch eine bewusste Beeinflussung der Natur, weil andere Faktoren, die zur Entstehung von Waldblößen führen könnten bewusst weitgehend ausgeschalten werden. Waldbrände werden eben nicht geduldet und Waldbau wird heute so betrieben, dass möglichst stabile und windunanfällige Waldbestände heranwachsen. Und selbst wenn es doch mal nach Sturm solche Blößen gibt, werden die schnellstmöglich mit Laubhölzern aufgeforstet. Und das mit Halbheistern oder Heistern, um sie schnell aus dem Äser des verhassten Rehwildes zu bekommen. Damit raub man diesen Blößen die Initialphase mit nur Krautvegetation, die eben für so manche Tierart enorm wichtig sind...

Solange wir als Menschen in Mitteleuropa also aktiv sind, wird es "Kulturlandschaft" geben, ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht. Und deshalb macht es durchaus Sinn, für eben jene Arten (egal ob Tier- oder Pflanzenarten), die in den Zwischenstadien der Sukzession ihren Lebensraum finden, diese Lebensräume bewusst zu gestalten. Unter anderem dazu dienen auch Schafe, ansonsten wären Küstenvogelbrutplätze in Deutschland noch viel rarer, als sie es ohnehin schon sind...

Ich freue mich ja, dass du die bei dir entstehende Landschaft als das Schönste bezeichnest, was es geben kann. Aber es ist letztlich nur dein eigener subjektiver Eindruck. Und ich finde es schon recht seltsam, wenn du dein ganz individuelles Maß der Dinge nun zum einzig wahren Kriterium erheben willst...

Irgendwo habe ich hier gelesen, dass man die Schafwirtschaft eben einstellen muss bei uns, wenn sie sich markwirtschaftlich ohne Subventionen nicht behaupten kann. Wenn man das ernsthaft meint, wird der Wolf hier keine Chance haben und schneller wieder an den Rand der Ausrottung gebracht werden, als wir es wollen. Denn der lebt auch nur vergleichsweise gut, weil sein Vorkommen hier massiv mit Steuergeldern gefördert wird. Ohne eine solche würde er unter dem marktwirtschaftlichen Druck, der hier als Legitimation für den Verzicht auf Subventionierung der Schafwirtschaft beschrieben wurde hier nicht bestehen können. Denn so mancher, der jetzt die Füße stillhält, weil er für Schäden durch Wölfe subventioniert wird, würde sich wirksam gegen erneute Übergriffe wehren, und das mit minimalem wirtschaftlichem Aufwand. Will man das wirklich?
balin
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Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von balin »

Da ist was dran, was du sagst. Vor ein paar Jahren habe ich mir ein Buch über Hecken gekauft. Die Artenvielfalt am Waldrand und damit genau
in einer Hecke ist deutlich größer als im Wald selbst. Und Hecken sind Ausdruck des im frühen Mittelalter aufkommenden Privateigentums.
Heutzutage haben wir aber einen abstrakten Geld- und damit Machtbegriff, der alles plattwalzt, nämlich die Hecken, die Schafhaltung und jegliche strukturierte Landschaft.
Als Savannentier habe ich da was dagegen. Mit den Maiswüsten und den von allem anderen freigespritzten Riesenfeldern entziehen wir uns unsere Lebensgrundlage. Wenn noch ein bißchen mehr als wir selber überleben soll, dann muß man das ökonomische Prinzip durch eine naturbezogene Ethik zumindest stark ergänzen. Das geht nicht von selber und man muß sich drum bemühen. Naturschutz ist heutzutage eine sehr durchdachte Angelegenheit. Subventionen sind da aber eher kontraproduktiv. Aldi und Lidl freuen sich doch, wenn der Staat die Bauern aushält.
Da können sie die Erzeuger als Schmarotzer kurzhalten und sind die Retter der Nation weil sie eine billige Ernährung sicherstellen.
Dabei bleibt aber die Einsicht in die Zusammenhänge auf der Strecke. Der Billigkonsument schont zwar seinen Geldbeutel, richtet aber kollossale Schäden in der Natur an. Die Subventionen dienen nur dazu, das zu verschleiern.
Und welche Chancen haben bei den Subventionen die Kleinlandwirte in den Drittländern? Das Opfer kennen wir schon, es sind die Menschen die Natur, die dann immer weiter ausgeplündert werden
Das ganze ist ein süßes Gift. Meiner Meinung nach kann das ganze nur im Kopf anfangen.
Eine weidende Schafherde ist etwas tolles, Hecken sind die Lebensadern der Landschaft, Wälder die Lunge, wir vielleicht die Seele dazu und auf den Feldern und in den Städten vertreiben wir uns die Zeit.
Leben würden wir aber am liebsten im Grünen.
Wenn man auf der Basis argumentiert, kommt man vielleicht weiter. Und da sind wir bei der Kulturlandschaft. Ich vermute mal, im mittleren Westen der USA wollte von uns niemand wohnen. Aldo Leopold hat das drastisch vor Augen geführt bekommen und ich teile seine Einsicht,
daß man schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb in die Landschaftsgestaltung korrigierend eingreifen muß.
Der Begriff des Managements ist mir lieber als der der Subventionen. Wir dürfen uns auch mal etwas zutrauen.
Wenn man weiss, was man will, dann geht das.
Lutra
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Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Lutra »

Die Schafshaltung im größeren Maßstab läuft doch jetzt schon nur noch kostendeckend über die Förderung von Landschaftspflege, Deichpflege oder ähnlichem. An Subventionen bekommen diese Landwirte nur noch die flächenbezogenen wie alle anderen landwirtschaftlichen Betriebe auch, seit die Mutterschafprämie weggefallen ist. Landschaftspflege oder Deichpflege sind aber keine Subventionen, sondern zu bezahlende Dienstleistungen im Interesse der Gesellschaft. Durch Probleme der Schafshalter mit den Wölfen wird das wieder mal etwas mehr ins Blickfeld gerückt, und das ist gut so.
Zur ganzen Frage der "Landschaftspflege" bin ich etwas zwiegespalten. Damit werden frühere Nutzungsformen nachgeahmt, ohne diese wirklich ersetzen zu können, zumal sie nur auf vergleichsweise kleinen Flächen stattfindet. Es läßt sich wie in einem Museum etwas erhalten, aber der Artenreichtum einer Landwirtschaft wie vor 100 Jahren ist dahin. Trotzdem pflanze ich weiterhin Bäume, lege Hecken an und mähe Wiesen.
Grauer Wolf

Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Grauer Wolf »

Skeptiker hat geschrieben:Wenn du wirklich der Auffassung bist, dass die Eigenentwicklung der Natur das Beste ist, was es gibt, musst du konsequenterweise dein Leben beenden und der Natur flächendeckend und nicht nur in ein paar Minireservaten diese Möglichkeit bieten.
Ich bin der gleichen Auffassung wie charlie. Ich sehe aber nicht die Notwendigkeit, sein Leben zu beenden, denn das impliziert ganz klar, daß man als Mensch nicht (mehr) Teil der Natur ist, ein für mich unerträglicher Gedanke. Ich sehe mich aber als Teil der Natur, ohne wenn und aber, und könnte jederzeit in ihr leben.

Ja, ich lebe zwangsweise in diesem Land, ich hab mir das nicht ausgesucht, aber das, was ich Heimat nenne, ist nicht das hier...
http://images.fotocommunity.de/bilder/l ... 5408e7.jpg
...sonders das...
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Gruß
Wolf
Skeptiker
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Re: Die Ewig Gestrigen wieder... :(

Beitrag von Skeptiker »

Lutra hat geschrieben:Die Schafshaltung im größeren Maßstab läuft doch jetzt schon nur noch kostendeckend über die Förderung von Landschaftspflege, Deichpflege oder ähnlichem. An Subventionen bekommen diese Landwirte nur noch die flächenbezogenen wie alle anderen landwirtschaftlichen Betriebe auch, seit die Mutterschafprämie weggefallen ist. Landschaftspflege oder Deichpflege sind aber keine Subventionen, sondern zu bezahlende Dienstleistungen im Interesse der Gesellschaft. Durch Probleme der Schafshalter mit den Wölfen wird das wieder mal etwas mehr ins Blickfeld gerückt, und das ist gut so.
Zur ganzen Frage der "Landschaftspflege" bin ich etwas zwiegespalten. Damit werden frühere Nutzungsformen nachgeahmt, ohne diese wirklich ersetzen zu können, zumal sie nur auf vergleichsweise kleinen Flächen stattfindet. Es läßt sich wie in einem Museum etwas erhalten, aber der Artenreichtum einer Landwirtschaft wie vor 100 Jahren ist dahin. Trotzdem pflanze ich weiterhin Bäume, lege Hecken an und mähe Wiesen.
Und das ist gut so.

Natürlich ist es ein minimalistischer Kompromiss, dass heute mit vergleichsweise hohem Aufwand nur geringste Flächen in der Form annähernd erhalten werden, wie sie frühere Landnutzungsformen so nebenbei gestalteten. Die Ergebnisse sind suboptimal. Aber es ist einfach mehr, als wir sonst hätten.

Und praktikable Alternativen kann mir auch keiner so recht nennen.
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