Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
Benutzeravatar
Wolfsblut
Beiträge: 741
Registriert: 29. Sep 2014, 11:17
Wohnort: Dresden

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Wolfsblut »

Der Name ist Programm :lol: :
http://wolfsmonitor.de/?p=2506
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Nina »

Zitat von Klaus Bullerjahn im "Wolfsmonitor": "Was an Richtung fehlt, kann man nun einmal nicht durch Geschwindigkeit kompensieren!"

Herr Bullerjahn wirft dem Umweltministerium Untätigkeit vor und empfindet die Definitionen von Verhaltensauffälligkeiten in den Managementplänen als "hilfloses Zitat aus dem BfN-Skript 201" (von Gesa Kluth und Ilka Reinhardt).

Das Kompetenzgerangel, aus meiner Sicht Niedersachsens größtes Wolfsproblem, geht damit bloß in eine weiteres Exemplar endloser Runden.

Es scheint schmerzlich zu sein, dass die niedersächsische Landesregierung ausgerechnet andere Wolfsexperten für die Beratung hinzuzieht als die der Landesjägerschaft.

In der Antwort auf eine kleine Anfrage der FDP (Drucksache 17/3973) vom 20.07.2015* hat der Umweltminister unter Punkt 6 benannt, welche wissenschaftlichen Institutionen im Hinblick auf die Verhaltensauffälligkeit von Wölfen in Niedersachsen beteiligt sind:

- Swedish University of Agricultural Sciences
- LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland
- Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung
- Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
- Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Schwer vorstellbar, dass die nun alle nur mit "hilflosen Zitaten" arbeiten würden...

Dass Herr Bullerjahn nun ausgerechnet eine der Institutionen abdegradiert, die dank ihrer Fachkompetenz die Ausschreibung für eine Beteiligung am bundesweiten Dokumentations- und Beratungszentrum für sich entscheiden konnte, ist schon interessant.

Laut Umweltministerium sind die Fachleute dieses bundesweiten Zentrums auch an der Untersuchung und Bewertung der aktuellen vermeintlichen Verhaltensauffälligkeiten der Wölfe im Raum Bergen/Munster beteiligt.**

Falls sich die Landesjägerschaft hier nicht ausreichend beteiligt sieht, heißt das folglich immer noch nicht, dass die Verantwortlichen tatsächlich untätig sind... (!)

Bleibt die Fage, ob es der Landesregierung tatsächlich, wie von Bullerjahn behauptet, an Richtung fehlt oder ob es sich aus seiner Sicht lediglich nicht um die gewünschte Richtung handelt? ;)

* http://www.landtag-niedersachsen.de/ps/ ... attachment

** http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 40975.html
holsteiner in nrw
Beiträge: 463
Registriert: 12. Jun 2011, 22:18
Wohnort: Bielefeld

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von holsteiner in nrw »

Das Problem ist meiner Erachtens, dass die Landesregierung sich zu sehr treiben lässt. Sie hat das Steuer aus der Hand gegeben. Zumindest haben die Wolfskritiker es geschafft; auch mit Hilfe vereinzelter Medien, es so aussehen zu lassen. Vielleicht haben sie mit der Landesjägerschaft auch einfach den falschen Partner bezüglich des Wolfsmonitorings ins Boot geholt.
Grauer Wolf

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Grauer Wolf »

holsteiner in nrw hat geschrieben:Vielleicht haben sie mit der Landesjägerschaft auch einfach den falschen Partner bezüglich des Wolfsmonitorings ins Boot geholt.
Das liegt auf der Hand.

Gruß
Wolf
Jan.Olsson@web.de
Beiträge: 394
Registriert: 24. Dez 2015, 11:31

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Jan.Olsson@web.de »

Hallo Wolfsblut und Forum!

Zitat Wolfsmonitor, Bullerjahn:

...Im Übrigen dürften bei einem Prädationsangriff keine aggressiven Signale Vorboten des selbigen sein, egal ob die Beute nur angejagt, einkreist, oder tatsächlich attackiert wird..."

...„Diese Wölfe, von denen eine Annäherung an Menschen ausgeht – scheinbar aus Neugier oder dem Bedürfnis nach Interaktion – sind diejenigen, die höchstwahrscheinlich aggressiv reagieren...“

So,... da kennt sich aber einer aus, mit den "Hundeartigen"...

Ich sehe sofort wenn mir und meinem Hund (Deutsch Kurzhaar) ein anderer Hund entgegen kommt und ob er meinem Hund "Böses" will.

Kleiner Lehrbericht für den Herrn B.:

Man beobachte, ob der "Hundeartige" eine entspannte oder angespannte Körperhaltung hat. Kommt er einem entgegen im lockeren "tapsigen" Schritt oder Kopf und Körper in einer Linie ("anschleichend"). Bleibt er stehen und sondiert oder rennt er, siehe oben, gleich auf einen zu. Wedelt er mit seiner Rute.. Lachen seine Augen oder ist er voll konzentriert mit Blick auf "seine" Beute. Selbst dann kann es noch friedlich ausgehen, wenn der Gegenüber als keine Gefahr angesehen wird oder sich unterwürfig zeigt.

Bei nahem Kontakt "schnüffeln" sich die Hunde im Fangbereich (Maul) ab und in nächster Stufe an ihrem Hinterteil. Alles ist dann gut...

Nicht gut ist es, wenn beide seitlich zueinander stehen und Schnauze in Richtung "Gegner" gerichtet und sich womöglich umkreisen. Dann braucht man nicht bis 3 zählen, dann kommt es zu einer Auseinandersetzung.... usw. Selbst vor 4 Wochen erlebt, wie ein Schäferhundrüde meine läufige Hündin angegriffen und sie in den Bauch gebissen hat...

Das war nur ein kleiner Ex-Kurs in Sachen "von wegen" man sieht keine Vorboten (Reaktionen) bei Wölfen (Hundeartigen) und Co. Abgesehen davon, das der Wolf die abwartende und sondierende Haltung einnimmt, usw.

Und "höchstwahrscheinlich, es könnte, vielleicht, müßte" ist keine Option für einen Fachmann... Entweder er kennt das Verhalten des Wolfes (oder Beispiel Hund) oder er muss es schnellstens lernen, wenn er glaubwürdig sein will! So jedenfalls nicht.

Jan
harris
Beiträge: 820
Registriert: 27. Dez 2011, 00:47

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von harris »

Grauer Wolf hat geschrieben:
holsteiner in nrw hat geschrieben:Vielleicht haben sie mit der Landesjägerschaft auch einfach den falschen Partner bezüglich des Wolfsmonitorings ins Boot geholt.
Das liegt auf der Hand.

Gruß
Wolf
...Aber scheinbar nicht in diesem Fall....der hat das noch mal finanziert?...lese ich da richtg? ;-)

http://www.jagderleben.de/sender-ueberfuehrt-wolf

Gruß Harris
holsteiner in nrw
Beiträge: 463
Registriert: 12. Jun 2011, 22:18
Wohnort: Bielefeld

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von holsteiner in nrw »

Zitat Till Backhaus, Umweltminister MV aus entsprechendem Bericht*:

„Till Backhaus freut sich, 'dass Jäger, Forstleute und Naturschützer zur weiteren Erforschung des Wolfes Hand in Hand gehen und so wichtige Daten zu Aktionsraumgrößen, Habitatnutzung, Schlafplätzen und Nahrungsspektrum von freilebenden Wölfen ermittelt werden können“

*Quelle: http://www.jagderleben.de/sender-ueberfuehrt-wolf

Darin liegt vielleicht der große Unterschied zu Niedersachsen. Hier bekämpft sich ja alles gegenseitig. Und der leidtragende bei diesem Lobbykrieg ist der Wolf...
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Nina »

Niedersachsens rot-grüne Landesregierung hat die Landesjägerschaft nicht selbst ins Boot geholt, sondern diese beim Regierungswechsel 2013 von dem damaligen FDP-Umweltminister Hans-Heinrich Sander in Form des 2011 geschlossenen Kooperationsvertrages quasi "geerbt". :mrgreen:

Da der Kooperationsvertrag zwischen dem FDP-Minister und dem (CDU)-Präsidenten der Landesjägerschaft, Helmut Dammann-Tamke, geschlossen wurde, war man sich wohl recht einig und fürchtete offenbar keine Reibungspunkte.

Allerdings ist das Pamphlet zu der damaligen Zeit noch außergewöhnlich wolfsfreundlich ausgefallen:

"Das Land Niedersachsen und die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. begrüßen die natürliche Rückkehr des Wolfes als heimische Wildtierart. [...]
Das Land Niedersachsen und die Landesjägerschaft Niedersachsen haben ein hohes Interesse daran, die [...] Akzeptanz in der Bevölkerung für die Rückkehr des Wolfes zu gewinnen und ein gedeihliches Miteinander von Mensch und Wolf zu fördern." (Präambel).

"Es gilt insbesondere, für eine Akzeptanz des Wolfes zu werben, Ängste und Vorurteile zu mindern, und die Menschen über das richtige Verhalten bei einer Begegnung mit dem Wolf aufzuklären. Die Landesjägerschaft Niedersachsen leistet hierzu ihren Beitrag." (§7, Abs. 1)*

Nach dem Regierungswechsel scheint zumindest einer der Vertragspartner dazu geneigt, diese vertraglichen Bestandteile, sagen wir mal wohlwollend, recht eigenwillig auszulegen. ;-)

Die Unsitte mancher Wolfsberater, nach unbewiesenen und zudem zweifelhaften Wolfsbegegnungen, eigenmächtig immer wieder Tiere öffentlich als "gefährlich" zu deklarieren und im selben Zuge deren Abschuss zu fordern, entspricht auch nicht gerade § 7 Abs. 2, der da lautet:

"Presseinformationen der Landesjägerschaft zum Wolf mit landesweiter politischer oder fachlicher Bedeutung werden mit der Pressestelle und der Fachabteilung des Niedersäschsichen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz abgestimmt."

* http://www.mu.niedersachsen.de/download/62622

Manches "Erbe" hätte man einfach lieber ausschlagen sollen. :mrgreen:
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Nina »

Noch einmal § 7 Abs. 2 des Kooperationsvertrages zwischen der Landesjägerschaft und dem Land Niedersachsen:

"Presseinformationen der Landesjägerschaft zum Wolf mit landesweiter politischer oder fachlicher Bedeutung werden mit der Pressestelle und der Fachabteilung des Niedersäschsichen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz abgestimmt."

Ob der 61seitige Bericht über die Risse in den Kreisen Diepholz/Vechta, der ohne offiziellen Auftrag "unter der Federführung von Frank Faß"* von 9 Wolfsberatern verfasst wurde, zuvor mit dem Umweltminsterium abgestimmt worden ist?

Ulrich Wotschikowsky zeigt sich in seinem heutigen Kommentar begeistert:

"Den Wolfsberatern um Frank Faß ist für diesen Bericht sehr zu danken. Sie haben vorgemacht, was gutes Wolfsmanagement leisten muss: Entscheidungsgrundlagen für die Politik geliefert. Wohlgemerkt – aus Eigeninitiative, nicht auf Grund eines Auftrags ." *

Welche Motivation die Wolfsberater um Frank Fass wohl gehabt haben mögen? Laut Wotschikowsky ließen sich mit dem Bericht nun "viele Gerüchte entkräften, [...]:Es seien mehrere Wölfe, es seien nur Hobbyhalter betroffen, es seien nur ungeschützte Schafe gerissen worden u.s.w.."

Gerüchte? Gemeint sind damit wohl eher die Untersuchungsergebnisse des Umweltminsteriums:

"Mittlerweile liegen verschiedene Hinweise auf die Existenz eines oder sogar mehrerer weiterer Tiere vor."**
"94 Prozent der Fälle ereignete sich auf ungeschützten Weiden; [...] Auf Weiden mit Grundschutz und Herdenschutzhund bzw. Esel sind keine Risse erfolgt. [...] Die Aufstellung mache deutlich, dass sich der Grundschutz bewähre. Allerdings gäbe es noch zu viele ungeschützte Weiden, [...]"***

Also haben 9 Wolfsberater um Frank Fass unaufgefordert mit den "Gerüchten" (des Umweltministeriums) aufgeräumt und aus Eigeninitiative eine "Entscheidungsgrundlage" geliefert? Entscheidung in wessen Sinne?

Wer sind diese Wolfsberater? Einen Hinweis gibt die Kreiszeitung am 15.02.16: "Auch für Wolfsberater Gunnar Dieke, der sich im Laufe des Tages ein Bild von dem Übergriff machte, ist der Fall ziemlich klar." [...] "Wolfsberater Dr. Marcel Holy und seine Kollegen Dr. Torsten Schumacher und Bernard Eilers sowie Frank Fass (Wolfcenter Dörverden) haben jetzt in einem ersten Bericht die Wolfsübergriffe auf Nutztiere näher analysiert und dem Umweltministerium zur Verfügung gestellt, um einen Beitrag zum Monitoring zu leisten."

Über die Wolfsberater um den Jäger Dr. Marcel Holy hat die Kreiszeitung schon im vergangenen Jahr berichtet: "Immer wieder müssen Spuren gesichtet, DNA-Proben bei Schafsrissen genommen und offene Fragen geklärt werden. Um Marcel Holy und seine Kollegen zu unterstützen, solle nun in jeden Hegering ein Helfer zur Verfügung gestellt werden. Die Versammlung beschloss, dass Gunnar Dieke aus Schmolte diese Helferfunktion im Hegering Barnstorf wahrnehmen soll."²

Herr Wotschikowsky scheint von dem Bericht so beflügelt zu sein, dass er die noch ausstehenden Ergebnisse wie folgt antizipiert:

"Legen wir der Goldenstedter Wölfin zu den 37 eindeutig geklärten Übergriffen noch 13 von den 16 ungeklärten zur Last, so kommen wir auf 50 Übergriffe in 15 Monaten."* Bitte? Legen wir der Wölfin ungeklärte Fälle jetzt beliebig zur Last?

Lt. Wotschikowsky ist die Goldenstedter Wölfin allein für 10mal so viele Übergriffe (40) pro Jahr verantwortlich wie in Sachsen ein ganzes Rudel (<4).*

Wie kann es sein, dass die Zahlen in Niedersachsen im Ländervergleich so aus dermaßen aus der Rolle fallen? "32mal wurde genetisch der sehr seltene Haplotyp HW02 nachgewiesen."* Kann hierfür auch menschliches Versagen in Frage kommen? Ist auch eine Konatminierung bei der Probenentnahme, -bearbeitung, -trocknung, -lagerung oder Verwechslung mit Rückstellproben denkbar? Von welchem Wolfsberater wurden die Proben entnommen? Wer hatte Zugriff darauf? Lohnt sich bei derart aus der Rolle fallenden Zahlen nicht auch eine Gegenprüfung, vor allem mit Blick auf die Hintergründe?

* http://woelfeindeutschland.de/fakten-zu ... r-woelfin/
** http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 39555.html
*** http://www.nlwkn.niedersachsen.de/aktue ... 38711.html
**** https://www.kreiszeitung.de/lokales/die ... 22589.html
² http://www.kreiszeitung.de/lokales/diep ... 56638.html
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Lutra »

Wotsch lese ich eigentlich gern. Aber hier spricht er für ein Bauernopfer. Das mag zwar politisch sagen wir mal klug sein (oder pfiffig), die Luft mal etwas raus lassen, aber in der Sache nichts bringen. Man muß sich mal überlegen, die Wölfin hat "nur" vier mal den Grundschutz überwunden, wobei man noch gemein sein könnte und die Vermutung anstellen, dass der Zaun von den Schafen zwecks Ausbruchs umgerissen wurde. Alle anderen Male war der Grundschutz eben nicht gegeben. Und das ist das eigentlich Bedenkliche an der Sache. Einige Schafshalter geben sich Mühe, ihre Tiere zu schützen, und die übrige Mehrheit ihrer Kollegen schert sich nicht drum. So was ist aktives Anfüttern, zumal es schon über geraume Zeit so geht!
Das ist auch der Grund dafür, dass die eine Wölfin mehr "Schaden" anrichtet als alle sächsischen Rudel.
Antworten