Ende artgerechter Haltung

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
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SammysHP
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Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von SammysHP »

Ulrike hat geschrieben:Natürlich gibt es keine Risse bei Massentierhaltung - die leben in Bunkern.
Du wolltest ja darauf hinaus, dass zukünftig nur noch Massentierhaltung möglich sei. Deswegen sagte ich, dass ich bei solchen Tieren und "artgerechter Haltung" keinen Nachteil durch den Wolf erkennen könne.
Ulrike
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Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Ulrike »

Ja, bei uns gibt es auch einige Gallowayzüchter, die über Mundpropaganda ihre Tiere vermarkten. Das klappt mehr oder weniger gut. Aber das sind doch eher Ausnahmen, das ist nicht wirklich der Markt und dass was die Verbraucher letztendlich bereit sind zu bezahlen.

Zwischen "ich möchte Fleisch aus artgerechter Haltung" - was dann natürlich fast alle wollen - und der Bereitschaft dafür zu bezahlen,
klaffen Welten. Deshalb wird sich, wenn die Kosten sich weiter durch den Wolfsschutz erhöhen, der Absatz für dieses Fleisch zusammenbrechen.

Somit wird man diese Art der Haltung aufgeben. Logisch.
Ulrike
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Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Ulrike »

Na ja Sammy, es gibt schon z.B. Schweine die artgerecht gehalten werden. Von Liebhabern oder Züchtern seltener Rassen. Irgendwann werden die das aber wahrscheinlich auch aufgeben. Genauso wie Halter von seltenen Schafsrassen oder sonstige Liebhaberzuchten, die keiner Gewinnmaximierung dienen, sondern einfach ein anspruchsvolles Hobby sind.

Sammy, wenn du mal vor Ort bist, frag doch mal, was so ein angestellter Schäfer verdient:)
Lutra
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Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Lutra »

Hochwertige Lebensmittel finden schon ihren Absatz, wenn auch mehr oder weniger in einer Nische. Das ist genau so wie bei den Klamotten. Die großen Hersteller können viel mehr für Werbung tun als kleine und die Masse der Leute kauft eben dementsprechend. Das ist der vielgepriesene Wettbewerb, die Großen verdrängen die Kleinen. Sieht man aktuell bei der Milch. Kleinere Milchbauern geben reihenweise auf. Die großen bauen neue Ställe.
So, und nun kann man schön ablenken mit dem Wolf, dass der nun schuld ist an der Misere.
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SammysHP
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Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von SammysHP »

Ulrike hat geschrieben:Na ja Sammy, es gibt schon z.B. Schweine die artgerecht gehalten werden.
Das habe ich doch gar nicht bezweifelt. Aber hast du schon von gerissenen Schweinen in Deutschland gehört? Nein, also wo ist das Problem mit dem Wolf? Und artgerecht gehaltenes Geflügel hatte schon immer den Fuchs als Bedrohung. Deswegen spielt auch da der Wolf keine Rolle.
Ulrike hat geschrieben:Sammy, wenn du mal vor Ort bist, frag doch mal, was so ein angestellter Schäfer verdient:)
Frag doch am besten selbst: http://www.heidschnuckenhof-niederohe.de/
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Nina
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Re: Ende artgerechter Haltung

Beitrag von Nina »

Interessant finde ich die Diskrepanz zwischen den düsteren Zukunftsprognosen der konservativen Weidehalter und der entspannten Haltung der Pferdehalter, genauer, der Freizeitreiter, die zu ihren Tieren in der Regel noch einen größeren emotionalen Bezug haben.

Der zweitgrößte deutsche Reitsportverband, der Verband der Freizeitreiter und -fahrer (VFD) mit rund 72.000 Mitgliedern, hat sich jedenfalls nun schon zum zweiten Mal in einem Statement deutlich pro Wolf positioniert.

Zitat: "Durch die Haltung von Pferden auf der Weide haben wir gelernt, unser Grasland mit geeigneten Elektrozäunen vor den z.T. gewaltigen Schäden durch die Wühlfreude von Wildschweinen zu schützen. Sollte tatsächlich in Einzelfällen eine Gefährdung von Fohlen durch Wölfe manifest werden, sehen wir diese Schutzmaßnahme als einen bessern Weg als den Abschuss von Problemwölfen.

Ganz sicher werden wir uns durch die Panik-Mache einiger Lobbyisten nicht dazu verleiten lassen, unsere Pferde wieder in Boxen einzusperren.
(...) Ganz konkret: Die Bedrohung von Pferden - vor allem von Fohlen - auf der Weide durch wildernde oder verwilderte Hunde ist in Deutschland tausendfach größer als durch Wölfe."*

Das kann ich als Pferdehalter im Wolfsgebiet übrigens genauso bestätigen.

* http://www.vfdnet.de/index.php/7047-wol ... ndereiters
http://www.vfdnet.de/index.php/7820-war ... t-der-wolf
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Wolfsblut
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Re: Der Wolf in Vechta - langsam geht es los

Beitrag von Wolfsblut »

Ulrike hat geschrieben:Ja, bei uns gibt es auch einige Gallowayzüchter, die über Mundpropaganda ihre Tiere vermarkten. Das klappt mehr oder weniger gut. Aber das sind doch eher Ausnahmen, das ist nicht wirklich der Markt und dass was die Verbraucher letztendlich bereit sind zu bezahlen.
Falsch. Die Bereitschaft ist da- schon immer da gewesen. Und jetzt werden es gar mehr. Es fehlt nur leider das Angebot. Meinst du hier in Dresden fährt einer nach der Arbeit noch mal quer durch die Stadt oder auf´s Lande um Galloway oder Angus Rind frisch von der Theke zu bekommen? Das passt leider nicht in unsere harte Arbeitswelt, wo du noch den Schreibkram mit nach Hause nimmst. Nach der Arbeit geht es maximal in den Supermarkt, und schon da ist man an die Zähne knirschen weil ständig nur 1 Kasse offen hat. Schließlich ist das Zeit was man gerne zu Hause beim entspannen oder mit seiner Familie verbringen will. Fazit: Da muss sich der Markt anpassen, und nicht der Verbraucher.

Und zu deinen Einganspost schreib ich nix. Das hab ich schon vor 2 Jahren aus Niedersachsen gehört. Wenn es denn unfähige Schäfer gibt, ja mei, da müssen die eben den Laden dicht machen. Das es anders geht wird so oft bewiesen. Nun muss sich eben die Spreu vom Weizen trennen. Was durchaus positiv ist: Denn Qualität setzt sich durch.
Ulrike
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Re: Ende artgerechter Haltung

Beitrag von Ulrike »

Die Bereitschaft ist überhaupt nicht da, du beschreibst es ja ganz genau.

Jagen und Sammeln war schon immer mühsam, da hört dann doch ganz schnell die Bereitschaft auf sich anzustrengen.

Da ist es doch viel einfacher, zu fordern, Fleisch aus artgerechter Haltung muss ich ohne Schlange an der Kasse bekommen, sonst ist das doof.
So geht es aber nicht, also guten Appetit mit dem "Stress- und Wasserfleisch".
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Wolfsblut
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Re: Ende artgerechter Haltung

Beitrag von Wolfsblut »

Ulrike hat geschrieben:Die Bereitschaft ist überhaupt nicht da, du beschreibst es ja ganz genau.
Quatsch, ich beschreib das die Bereitschaft sehr wohl da ist, Aber das Produkt muss nun mal zum Kunden kommen, und nicht andersrum.
Ulrike hat geschrieben: Jagen und Sammeln war schon immer mühsam, da hört dann doch ganz schnell die Bereitschaft auf sich anzustrengen.
Jagen und Sammeln ist heutzutage eben nicht mehr, da muss man sich eben an die Gesellschaft anpassen um Kohle zu verdienen. Ein Milchbauer hatte es getan und dient hierbei als perfektes Beispiel. In Chemnitz hat er Automaten aufgestellt wo er seine Milch frühs immer hinfährt und füllt. Für kleines Geld kann man damit frische Bauernmilch erwerben. Da muss man eben einfach mal neue Wege gehen. Oder Deals mit Supermarktketten machen. Wer nix tut, kann halt kein Geld verdienen. So isses halt. Mein Auto muss ich ja auch nicht aus Wolfsburg abholen, sondern kann es in einer Dresdner Filiale kaufen (auch wenn ersteres günstiger ist).
Ulrike hat geschrieben: Da ist es doch viel einfacher, zu fordern, Fleisch aus artgerechter Haltung muss ich ohne Schlange an der Kasse bekommen, sonst ist das doof.
So geht es aber nicht, also guten Appetit mit dem "Stress- und Wasserfleisch".
Viel einfacher ist es für dich gegen alles zu wettern was nicht in dein Weltbild passt. Die Gesellschaft ist nun mal stressiger und schnelllebiger geworden. Wenn du mal in 3 Schichten gerarbeitet hast und dazu noch rollende Woche, dann wirst du ganz schnell anders denken. Da biste froh wenn du Einkaufen und Essen überhaupt unter ein Hut bekommst. Und dann noch Familie und vielleicht noch ein Hobby- der Tag hat nur 24 Stunden!
balin
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Re: Ende artgerechter Haltung

Beitrag von balin »

Die Mentalitäten sind eben unterschiedlich. In Frankreich gehört gutes Essen zur Kultur und da sind die Bauern als Lieferanten durchaus respektiertes Teil der Kette. Man ist stolz auf den Käse oder die Fleischspezialitäten der Region. In der Schweiz ist das ähnlich, es gibt da auch im Handel Unterstützung für die kleinbäuerliche Landwirtschaft und die Verbraucher sind auch willens für die Produkte zb aus der Almwirtschaft mehr zu bezahlen. Da identifiziert man sich auch eher mit den Umständen, die die heimische Weidewirtschaft liefert.
In Deutschland feiern eben Aldi und co Plünderorgien und das wird ja nach Osten hin ausgedehnt. Da bleiben wirklich verarmte Regionen zurück und man braucht, wie Ulrike es schon sagt enormes Stehvermögen und geeignete Kundschaft in der Nähe, wenn man da degegen halten will.
Es ist schon lustig, wenn man mal die Gebührenordnung der Tierärzte ließt. Ein Kaiserschnitt kostet mehr, wie das Kalb wert ist, aber die Bullenmäßter brauchen Tiere mit breiten Ärschen und wuchtigen Körpermaßen. Für Tiere, die an die Natur angepasst sind und über keine extremen Eigenschaften verfügen ist in diesem Wahnsinn kein Platz mehr. Der Viehhändler würde nur lachen, wenn man ihm ein männliches Gallowaykalb zur Weitermast anbieten würde. Er nähme es nichteinmal geschenkt, weil er nicht wüßte wohin damit.
Es braucht den Wolf nicht dazu um artgerechte Tierhaltung kaputt zu machen. Das erledigt die Geiz ist geil Mentalität von alleine. Daß wir alle damit auf die Dauer draufzahlen merkt man momentan vielleicht ein bißchen an den Maiswüsten. Das dicke Ende kommt aber noch, das werden auch die scheinheiligen Naturschutzsubventionen nicht verhindern.
Es ist der Verbraucher, der die Macht hat, das zu verändern. Die Erzeuger haben inzwischen kaum mehr Luft um zu reagieren. Das kann man ja inzwischen täglich in der Zeitung lesen.
Der Wolf ist es nicht Schuld.Da haben andere voher viel gründlichere Arbeit geleistet. :!:
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