Dass der benachbarte Hegering Embsen-Betzendorf im selben Landkreis gerade "eines der erfolgreichsten" Jagdjahre hinter sich hat?
Embsen ist von Amelinghausen ungefähr 11 km Luftlinie entfernt. Angeblich hätten die Munsteraner Wölfe das Schalenwild der Reviere vom Hegering Amelinghausen zum Hegering Embsen-Betzendorf getrieben, der sich nun statt der im Vorjahr 594 erlegten "Stücke" Schalenwild über eine Ausbeute von satten 670 freuen konnte?
Zitat:
Ach ja, die großen Angstrudel. Nun ist z. B. der Herr Ulrich Wotschikowsky ja nicht nur Experte in Sachen Wölfe, sondern vor allem auch bei den Themen Reh- und Rotwild. Was sagt der denn eigentlich zu den angeblichen Angstrudeln?Das Rotwild wich den Wölfen aus und wechselte in die sicheren Reviere des Hegerings Embsen-Betzendorf. In der offenen Landschaft bildete es große Rudel.
(Lopautalnachrichten, Ausgabe Juni 2016, Seite 24)
Wotschikowsky klärt darüber auf, dass das Phänomen der Großrudel schon vor der Rückkehr der Wölfe beobachtet wurde, weil es hauptsächlich durch das Nahrungsangebot beeinflusst würde. Raps-, Wintergetreideflächen und Wiesen böten dem Schalenwild so viel Nahrung bei guter Sicht, dass sich selbst Rehe als eigentliche Einzelgänger dort zu Gruppen zusammenfänden. Mit dem Wolf habe das alles nichts zu tun, ist Herr Wotschikowsky überzeugt.Wölfen wird alles Mögliche in die Schuhe geschoben. Wo immer sich ein Wolf erstmals zeigt, berichten Jäger umgehend von besonderer Nervosität, von Heimlichkeit und größeren Fluchtdistanzen, die sie beim Schalenwild bemerkt haben wollen. Bestimmte Revierteile, ja ganze Reviere würden plötzlich gemieden. [...] Inzwischen gehören diese Ansichten zum festen Meinungsbild vieler Jäger, und von einigen Jagdzeitschriften wie auch Jagdfunktionären werden sie ungeprüft verbreitet.
(U. Wotschikowsky: "Mythos Angstrudel", 24.10.14) http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/
Wotschikowsky begründet seine Aussage u. a. mit den Forschungsergebnissen von Mark Nitze von der TU Dresden. Der hatte Rotwild besendert und das räumliche Verhalten anhand der Senderdaten nachvollzogen. Die Fragestellung: "Verlässt Rotwild – oder anderes Schalenwild – sein angestammtes Streif- oder Wohngebiet, wenn sich Wölfe ansiedeln? Mit anderen Worten: Werden Jagdreviere „wildleer?"
Und genau dieses Phänomen, dass den modernen wildbiologischen Erkenntnissen nach eben nicht durch Wölfe begründet ist, prophezeit der Leiter des Hegerings Amelinghausen nun auch dem doch eben noch gerade so erfolgreichen benachbarten Hegering Embsen-Betzendorf: Nämlich für den Fall, dass sich im östlich gelegenen Süsing mit seinen hohen Rot- und Schwarzwildbeständen ein Wolfsrudel ansiedelt.Sein Fazit: Das räumliche Verhalten von Rotwild ist in Wolfsgebieten nicht anders als dort, wo Wölfe fehlen.
[...]
Man darf getrost annehmen, dass ein Rotwildrudel, wenn es von Wölfen angejagt wird, flüchtet und somit einen Ortswechsel vornimmt; das ist trivial. Offenbar kommt es aber nicht – wie gerne behauptet wird – zu einer dauerhaften Verschiebung eines Streifgebiets, zum Wechsel des Reviers oder gar zu weiträumigen Standortwechseln.
(U. Wotschikowsky: "Mythos Angstrudel", 24.10.14) http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/
Warum so etwas behauptet wird, obwohl es fachlich nicht haltbar ist, kommentiere ich jetzt mal nicht weiter.