maxa67" hat geschrieben:Was mich mal zur Frage an Experten bringt, wie verhalten sich eigentlich Wölfe, wenn sie beim Beute machen ertappt werden und der einzelne Bauer mit dem Knüppel kommt auf sie zu, während die noch voll am Schlachten sind.
Gehe ich nach meinem Hund, der sich klammheimlich dem Junior seine Dönerreste vom Schreibtisch sichert und ich ertappe ihn unmittelbar dabei und versuche ihn am weiteren Plündern zu hindern, wäre ich dran. Herrchen hin oder her, der Ehrenkodex lautet: Laß mir meine Beute, ich laß dir deine... pass einfach besser auf.
Aggression bei Wegnahme des Futters würde ich bei meinen Hunden nicht dulden. Wird mal zufällig ein toller Schatz in Form einer weggeworfenen Stulle auf der Straße gefunden, wird eher versucht, schnellstens möglichst viel zu verschlingen, bevor Frauchen nach einem scharfen, aber meist wirkungslosen "Aus" beherzt in den Fang greift und rettet, was zu retten zu ist. Aber auch dann wird nicht geknurrt und nicht gehapst. Unser "Ehrenkodex" lautet, dass die Zweibeiner das Monopol auf die natürliche Autorität haben und Hund und Mensch darauf vertrauen können, sich nicht gegenseitig an die Gurgel zu gehen.
Bei rangelnden Hunden sieht das anders aus. In einem Handgemenge mit dem Nachbarshund gab's bei einem Familienmitglied bei der Aktion, die Kontrahenten voneiander zu trennen, auch schon mal 'ne Perforation in der Haut - vom eigenen Hund, der blind Richtung Schmerz gehapst hat.
Übertragen auf den Fall in Brandenburg würde ich davon ausgehen, dass ein mit einem Hund verkeilter Wolf eher den Rückzug antritt, sobald ich mich als aufrechter Zweibeiner mit Entschlossenheit und lautem Getöse nähere. Wenn man dann noch mit der Jacke fuchtelt, die drüber schmeißt oder sogar wie in Brandenburg eine Langwaffe zur Hand hat, die man als "Knüppel" einsetzen kann, dürfte der Wolf, der ja zunächst nur harmlose Rehe als Beute verfolgt haben soll, von der äußerst gefährlichen Beute in Form von gleich mehreren Jagdhunden und einem aufgebrachten, mit einem Knüppel bewaffneten Zweibeiner ablassen und eher die Verfolgung der Beute aufnehmen, die er mit viel weniger Gefahr für Leib und Leben erbeuten kann.
Die ganze Geschichte klingt eher konstruiert. Dass der Jäger einfach in ein wildes Knäuel aus Jagdhunden und Wolf reinschießt, und dabei auf wundersame Weise exakt den Wolf tödlich trifft, klingt doch eher nach Abenteuerroman.
Das sagen die Experten zum Verhalten von Wölfen an ihrer Beute:
Auch Wolfsbegegnungen am Riss sind für den Menschen in der Regel unproblematisch. [...] Gegenüber Menschen verteidigen Wölfe ihren Riss jedoch i.d.R. nicht (McNay 2002). Im Einzelfall kann es vorkommen, dass sie nur zögerlich davon ablassen oder nach kurzer Zeit wieder dorthin zurückkehren. In der Lausitz wurden mehrfach Wölfe durch Händeklatschen oder schreiendes Hinterherlaufen von einem getöteten Schaf vertrieben. In einem anderen Fall flüchteten Wölfe von einer frisch getöteten Hirschkuh am Straßenrand vor der Postfrau, die sich auf dem Fahrrad näherte.
I. Reinhardt, P. Kaczensky J. Frank, F. Knauer G. Kluth: Konzept im Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten
– Empfehlungen der DBBW – Bundesamt für Naturschutz, BfN-Skript 502, 2018, Seite 13 https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/servic ... ipt502.pdf
Bisherige Erfahrungen in Deutschland zeigen, dass Wölfe sich in verschiedenen Situationen durch in die Hände klatschen und lautes Rufen von getöteten Nutztieren vertreiben ließen, auch wenn sie ihren Riss teilweise nur zögerlich aufgaben. In keinem Fall zeigten sie in solchen Fällen ein als kritisch zu bewertendes Verhalten.
I. Reinhardt, P. Kaczensky J. Frank, F. Knauer G. Kluth: Konzept im Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten
– Empfehlungen der DBBW – Bundesamt für Naturschutz, BfN-Skript 502, 2018, Seite 17 https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/servic ... ipt502.pdf
Bei uns am Truppenübungsplatz hat mal eine "Bild-Leserreporterin" auf der Panzerringstraße fünf Munsteraner an einem Riss gefilmt.
Auch wenn der Text etwas reißerisch aufbereitet wurde, kann man wohl festhalten, dass drei von fünf Wölfen sofort geflüchtet sind, der vierte unschlüssig war und Nr. 5 noch versucht hat, den Kadaver in den Wald zu ziehen. Obwohl es im Text heißt, dass sich zwei Wölfe nicht stören ließen, sieht man auf dem zweiten Foto, wie sich auch der letzte Wolf letztendlich vom Kadaver abwendet. Von Aggression oder dem Verteidigen der Beute keine Spur.
BILD, 11.01.2015: In Norddeutschland Ein Wolf reißt das Reh, der zweite hält Wache https://www.bild.de/news/leserreporter/ ... .bild.html