Das Showpferd von Groß Ippener
In Niedersachsen geben sich die Wölfe nicht wie in Nordrhein-Westfalen mit kleinen, alten, betagten Shettys als Mahlzeit zufrieden - glaubt man der Geschichte einer
Showreiterin, stehen Wölfe im niedersächsischen Landkreis Oldenburg auf stattliche Friesenhengste (für gewöhnlich rund 1,70m Stockmaß¹ [Widerristhöhe]) - und für ebenso gewöhnlich ausgestattet mit Hufen so groß wie "Klobrillen" -
PLUS Reiterin obendrauf, aus Wolfsperspektive quasi ein riesiger
Zentaur von insgesamt
weit über 2 Metern Höhe und zusammen
mehr als 700 kg Kampfgewicht (von dem das Pferd mit 650 kg wohl den größten Anteil stellt).
Eine Reiterin auf einem Friesenhengst, annähernd eine Viertelstunde lang „begleitet“ von auf gleicher Höhe nebenher laufenden Wölfen, die in ihrer Körpersprache den Eindruck erwecken, als wollten sie angreifen – schon die Vorstellung mutet gruselig an. Anke Söker aus Ganderkesee hat genau das nach eigener Aussage am späten Sonnabendnachmittag bei hereinbrechender Dunkelheit im bewaldeten Gebiet zwischen der Standortschießanlage der Bundeswehr und dem Sprengelsberg in Groß Ippener durchlitten.
MK Kreiszeitung, 14.11.2021: „Wölfe wirkten hungrig, nicht entspannt“ https://www.kreiszeitung.de/lokales/old ... 04313.html
Nach eigenen Angaben sei die Dame um 17:00 Uhr "bei hereinbrechender Dunkelheit" losgeritten (Sonnenuntergang Oldenburg am 07.11.2021: 16:44 Uhr²).
„Die Wölfe sind mir aber nicht einfach gefolgt, sondern beide auf einem Wall entlang des Sandwegs neben mir hergelaufen. Sie sahen hungrig aus – jedenfalls nicht so, als wollten sie nur mal gucken. Mein Eindruck war: Sie wollten an das Pferd ran und sind permanent auf gleicher Höhe geblieben. [...]
Ich fühlte mich nicht nur ein bisschen, sondern richtig gejagt. Zehn bis 15 Minuten lang. Über vielleicht 650 bis 700 Meter.
MK Kreiszeitung, 14.11.2021: „Wölfe wirkten hungrig, nicht entspannt“ https://www.kreiszeitung.de/lokales/old ... 04313.html
Was sie so sicher mache, es wirklich mit Wölfen und nicht mit Hunden zu tun gehabt zu haben? „Ich bin ein Mensch, der viel in der Natur unterwegs ist. Ich bin auf dem Land großgeworden. Die Wölfe sahen nicht nur optisch wie solche aus. Ich konnte sie auch an ihrem Gangbild identifizieren. Ein Wolf läuft einfach anders als ein Hund“, weiß die Ganderkeseerin. [...]
In der Dämmerung von zwei augenscheinlich erwachsenen und alles andere als freundlich wirkenden Wölfen gejagt zu werden, sei hingegen bedrohlich gewesen, zumal sich der Eindruck der besonders schnell hereinbrechenden Dunkelheit im Wald noch verstärkt habe.
MK Kreiszeitung, 14.11.2021: „Wölfe wirkten hungrig, nicht entspannt“ https://www.kreiszeitung.de/lokales/old ... 04313.html
Ich frage mich, welche Qualifikation man als als 43jähriger Mensch in Sachen Verhaltensbeurteilung von Wölfen (und zwar in der Dunkelheit) erworben haben will, weil man
"auf dem Land groß geworden ist"?
In ihrer Kindheit auf dem Land gab es noch gar keine Wölfe in Niedersachsen und "viel in der Natur unterwegs" zu sein heißt nicht gleichzeitig Wölfe zu sehen; schon gar nicht so viele und so nah, um sie bei Dunkelheit klar von Hunden unterscheiden und auch noch ihr Verhalten deuten zu können.
Ich frage mich: Wie guckt denn ein Wolf, der "hungrig" ist? Trägt er schon ein Lätzchen, hat er Messer und Gabel in den Pfoten? Ist er gar als Großmutter verkleidet?
Was derartige Berichte eint, ist: Es scheint irgendwie immer von allem eine Schippe zuviel enthalten zu sein.
Als die Dame um 17:00 Uhr losritt, sei die Dämmerung hereingebrochen. (Sonnenuntergang war wie gesagt um 16:44²). "Zehn bis zwölf Minuten nach dem Abritt" seien die Wölfe aufgetaucht und hätten sie zehn bis fünfzehn Minuten verfolgt.
Ich hatte das Gefühl, dass die Wölfe die Dunkelheit suchen, um zu jagen. Je näher ich mich mit meinem Pferd dem Reiterhof näherte, desto weiter blieben sie zurück. Ich sah sie nun nicht mehr so oft – und wenn doch, dann zumeist nur im Schein der Lampe. Als ich aus dem Wald herausritt, war es wieder deutlich heller.
MK Kreiszeitung, 14.11.2021: „Wölfe wirkten hungrig, nicht entspannt“ https://www.kreiszeitung.de/lokales/old ... 04313.html
Am 07.11.2021 war um 17:22 Uhr in Oldenburg Dämmerungsende.² Da wird es nicht deutlich heller, sondern dann ist es richtig dunkel. Und trotzdem - angeblich auch wegen der besonders leistungsfähigen Stirnlampe - will die Dame erkannt haben:
Woran sie den Jagdtrieb erkannt habe? An Gesichtsausdruck und Körpersprache, den kraftvollen, schnellen Bewegungen und der hohen Körperspannung, die sich auch in der Haltung der Rute offenbart habe, erwidert die 43-Jährige. Die Wölfe hätten sie zudem permanent fixiert.
MK Kreiszeitung, 14.11.2021: „Wölfe wirkten hungrig, nicht entspannt“ https://www.kreiszeitung.de/lokales/old ... 04313.html
Dasselbe Verhalten eines Wolfes, dieses Mal aber gefilmt, und zwar nicht von einem über 2 Meter großem Zentaur mit mehr als 700 kg Lebendgewicht, sondern von einer spazierenden Dame mit ihrer Bulldogge, kann aber auch Begeisterung auslösen:
Aber als sie sich umdrehte, stand stattdessen ein Wolf in 50 Metern Entfernung von ihnen und sah sie und den Hund an. [...]
Der Wolf versuchte, mit Ida Petersens Hund zu spielen, aber es kam nicht viel dabei heraus. Der Hund kümmerte sich nicht um den Wolf. „Er ist wohl der elendste Wachhund der Welt“, sagt Ida Petersen lachend.
Der Wolf folgte ihnen mehrere Kilometer, nachdem sie beschlossen hatte, mit dem Hund weiterzuziehen, Erst als Ida Petersen die Nähe einer stark befahrenen Landstraße erreichte, beschloss der Wolf, sie und den Hund zurückzulassen und in den Wald zurückzukehren.
„Es war sehr ruhig und undramatisch, also ging ich einfach immer weiter. Sie sagt, sie habe sich nie vom Wolf bedroht gefühlt. „Es war eine sehr positive Erfahrung, weil er nicht verängstigt oder lauernd wirkte – nur neugierig. Das ist mega fett, finde ich. Es gibt nicht viele, die einem Wolf so nahe kommen dürften“, sagt Ida Petersen.
SH Ugeavisen Schleswig-Holstein, 28.10.2021: Wolf folgte Hund fünf Kilometer durch vestjysk Wald https://sh-ugeavisen.dk/index.php/2021/ ... jysk-wald/
Man kann Geschichten eben so oder so erzählen. Das Resultat heißt aber auch beim Zentaur von Groß Ippener:
Wölfe sehen heißt nicht von Wölfen gefressen werden.
¹
NOZ, 10.08.2016: Pferd mit Genfehler - Deutschlands kleinster Friese kommt aus Meppen https://www.noz.de/lokales/meppen/artik ... 0&0&756702
²
ferien.schulkreis.de: Oldenburg in Oldenburg: Sonnenaufgang/Sonnenuntergang heute, morgen - genaue Zeiten, Exakte Zeiten, mit Himmelsrichtung, Dämmerungszeit und Tageslängen, November 2021 https://ferien.schulkreis.de/sonne/olde ... -oldenburg