Ach Gott, rumopfern macht doch in dem Land mittlerweile jeder.
Hast Du (zaino) eigentlich soviel Bodenhaftung, daß du einschätzen kannst, ab welchem Grad von Einengung und Reglementierung eines Gewerbes, wozu ich die Landwirtschaft zähle, die Luft so dünn wird, daß sich ein Weiterbetrieb nicht mehr lohnt?
Und wir reden hier nicht über die Großbetriebe mit > 500 Viechern auf dem Hof...
Die kleinen Höfe bezahlen nämlich mit für die jahrelange Extensivierung der Landwirtschaft. Niedersachsen ist da ein Sonderfall. Nicht nur, daß sich der Wasser(ab)transport aufgrund des (bis auf den Harz) sehr ebenen Landes erheblich anders und langsamer gestaltet als z.B. im auch recht extensiven viehwirtschaftlich genutzten größten Flächenland Bayern. Nein, auch die Relationen von Landesfläche und Viehbestand sprengt innerhalb Deutschlands alle Relationen. Nidersachsen hat 13,5% der Gesamtfläche Deutschlands, aber rund 22% des gesamten Rinderbestandes und knapp 32% des kompletten deutschen Schweinebestandes. Die Sch**** im wahrsten Sinne des Wortes muß auch irgendwo mal hin. Für die Bauern ist es dort eine Selbstverständlichkeit Gülle auszubringen fast wie es denen gefällt.
Nach dem Krieg mußte alles auf Teufel komm raus hochgefahren und extensiviert werden, um das Problem des Hungers in den Griff zu bekommen, dann wurde versucht, Gewinnmaximierung zu betreiben, das schlug sich "dank" Globalisierung ins Gegenteil um und brachte durch den Preisdruck die Höfe in bedrängnis. Dann schüttet die EG das Förderfüllhorn aus und dies wird nun immer engmaschiger an Restriktionen und Anbauvorgaben, sinkende Grenzwerte und ideologisch aufgebauschte Umweltpolitik geknüpft.
Diese Karte zeigt das Dilemma in welches die Faktoren Verhältnis der Flächennutzung, Witterung und Topografie gehörig reinspielen.
https://www.hogn.de/wp-content/uploads/ ... desamt.jpg
Während in Niedersachsen, NRW und Schleswig Holstein der Bestand an Rindern und Schweinen teils erheblich (siehe zahlen oben) über dem Flächenanteil liegt, ist das Verhältnis in einem gleichgearteten Bundesland wie MäckPomm andersherum. Und diese Korrelation zeigt dann eben auch die Nitratbelastungskarte.
Der Chef unseres größten Agrarbetriebes hat mir das vor 2 jahren mal treffend so zusammengefasst: Ich kann nicht 30 jahre lang die Flächen mit schei*e vollpumpen und erwarten, daß sich die Belastung dann innerhalb weniger Monate verringert, wenn ich damit aufhöre. Es brauch also fast so lange, die über Jahrzehnte in den Boden gelassenen Stoffe auch wieder abzubauen.
Das Schlimme an der ganze Sache aber ist: Es trifft auch die Bauern, die deutlich verantwortungsvoller mit Ackerbau und Viehzucht umgehen. Und die solidarisieren sich, während die von den Großbetrieben installierten Funktionäre in den Bauernverbänden wissen, was über Jahrzente für ein Murks gemacht wurde und abwarten, was die kleinen auf der Straße so erreichen.
Ob Bauernverbandschefs, VW Manager oder Joe Käser: Opportunismus in den oberen Etagen und widerspruchsloses Hinnehmen irrationaler ideologisch getriebener Politik hat uns in diesen aktuellen gesellschaftlichen zustand geführt.
Jetzt kommt der Abschwung, bald die ersten notwendigen Korrekturen in der Energiepolitik (der Kasten Bier als Wettangebot steht, daß 2021 nicht alle KKW abgeschaltet werden) und dann sind noch ganz andere Truppenteile auf der Straße, die sich gegen ihren sozialen Abstieg versuchen, zu wehren.
Deswegen finde ichs auch gut, daß die Bauern hier mal ne Duftmarke setzen, auch wenn sie selbst durch ihren jahrelangen Opportunismus nicht ganz unschuldig an der Situation sind.