Schweden: Wolfsjagd 2013

Norwegen, Schweden, Finnland
Benutzeravatar
Caronna
Beiträge: 493
Registriert: 14. Jan 2013, 11:53
Wohnort: Simmerath / Eifel
Kontaktdaten:

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von Caronna »

jurawolf hat geschrieben:s
in jedem dieser reviere dürfen je zwei wölfe erlegt werden, davon sollte eines ein alphatier sein. dies wurde so festgelegt, da man die hoffnung hat, dass sich das verbleibende alphatier dann einen neuen partner sucht und dieser mit grösserer wahrscheinlichkeit ein genetisch wertvolles tier ist als zuvor.
Was ist das blos für eine Abstruse Begründung? Schon der Begriff "Alpha" ist doch antiquiert.
Wieso mit großter Wahrscheinlichkeit ein genetisch wertvolles (hä?) Tier als zuvor?
Grüße aus der Eifel
Caronna

"Wo der Wolf läuft - wächst der Wald"

"Ich warte sehnsüchtig darauf das erste Wolfsgeheul in der Eifel zu hören"
jurawolf
Beiträge: 967
Registriert: 5. Okt 2010, 23:32

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von jurawolf »

alpha ist in diesem zusammenhang nicht primär als sozialstatus im sinne einer rangordnung zu betrachten, sondern als die sich fortpflanzenden tiere des rudels. man kann es auch anders nennen, aber bei alpha - selbst wenn überholt - weiss immerhin jeder, was gemeint ist.

die überlegung mit der wahrscheinlichkeit ist ganz einfach:
wird ein teil der genetisch weniger wertvollen tiere aus der population entfernt, nimmt ihr prozentualer anteil am gesamtbestand ab und damit auch die wahrscheinlichkeit, dass der mögliche neue partner der verwittweten elterntiere ebenfalls ein genetisch wenig wertvolles tier ist.
Benutzeravatar
Caronna
Beiträge: 493
Registriert: 14. Jan 2013, 11:53
Wohnort: Simmerath / Eifel
Kontaktdaten:

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von Caronna »

jurawolf hat geschrieben:alpha ist in diesem zusammenhang nicht primär als sozialstatus im sinne einer rangordnung zu betrachten, sondern als die sich fortpflanzenden tiere des rudels. man kann es auch anders nennen, aber bei alpha - selbst wenn überholt - weiss immerhin jeder, was gemeint ist.
Das das nicht jeder versteht siehst du ja an meiner Antwort, die mich auf die falsche Fährte gelockt hat. Vielleicht würde es sich auch brutaler für die Öffentlichkeit anhören wenn die schreiben würden: eines der Elterntiere..oder?

die überlegung mit der wahrscheinlichkeit ist ganz einfach:
wird ein teil der genetisch weniger wertvollen tiere aus der population entfernt, nimmt ihr prozentualer anteil am gesamtbestand ab und damit auch die wahrscheinlichkeit, dass der mögliche neue partner der verwittweten elterntiere ebenfalls ein genetisch wenig wertvolles tier ist.
die Logik versteh ich nicht! Ist das irgendwo Wissenschaftlich abgesichert? könnte nicht genau das Gegenteil eintreten? Was ist genetisch wertvoller?
Grüße aus der Eifel
Caronna

"Wo der Wolf läuft - wächst der Wald"

"Ich warte sehnsüchtig darauf das erste Wolfsgeheul in der Eifel zu hören"
jurawolf
Beiträge: 967
Registriert: 5. Okt 2010, 23:32

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von jurawolf »

Caronna hat geschrieben:Das das nicht jeder versteht siehst du ja an meiner Antwort, die mich auf die falsche Fährte gelockt hat. Vielleicht würde es sich auch brutaler für die Öffentlichkeit anhören wenn die schreiben würden: eines der Elterntiere..oder?
vielleicht liegts auch am schwedischen, auf jeden fall ist dort immer von alphas die rede, wenn man von den elterntieren spricht. wahrscheinlich wird in schweden der begriff alpha generell weniger als sozialstatus denn als fortpflanzungsstatus verstanden. um solche nuancen zu erkennen, reicht mein schwedisch trotz zahlreicher aufenthalte dort oben leider noch nicht aus.

Caronna hat geschrieben:die Logik versteh ich nicht! Ist das irgendwo Wissenschaftlich abgesichert? könnte nicht genau das Gegenteil eintreten? Was ist genetisch wertvoller?
wissenschaftlich abgesichert ist dies durchaus, einerseits hat ja gerade LarsD früher im thread eine polnische studie verlinkt, andererseits stützt sich die aktuelle wolfsjagd auf eine expertise der führenden skandnavischen wolfsforscher vom dezember, die nachgewiesen haben, dass eine selektive wolfsjagd durchaus möglich und zielführend ist. muss mal schauen, ob ich die studie online finde, habe ehrlich gesagt selber gar nie reingeschaut.

die unterscheidung "genetisch wertvoll" vs. "genetisch nicht wertvoll" hat eine lange vorgeschichte, die hier im forum in anderen threads schon sehr ausführlich diskutiert wurde. im bin gerade zu faul, um das im detail nochmals zu erläutern. kurz gesagt ist es so, dass die schwedisch-norwegische wolfspopulation zu einem hohen grad ingezüchtet ist, da sie auf nur drei stammtieren gründet, die in den 1980er jahren nach der kompletten ausrottung in diesen ländern wieder eingewandert sind. in jüngerer vergangenheit gelangten aber einzelne wölfe aus der gesunden finnisch-russischen population nach schweden und vermehrten sich auch, so dass ein teil der tiere genetisch gesünder ist als andere. in dem man gezielt wölfe erlegt, die stark ingezüchtet sind, soll mehr platz für die anderen geschaffen werden.
Widukind

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von Widukind »

jurawolf hat geschrieben:... kurz gesagt ist es so, dass die schwedisch-norwegische wolfspopulation zu einem hohen grad ingezüchtet ist, da sie auf nur drei stammtieren gründet, die in den 1980er jahren nach der kompletten ausrottung in diesen ländern wieder eingewandert sind. in jüngerer vergangenheit gelangten aber einzelne wölfe aus der gesunden finnisch-russischen population nach schweden und vermehrten sich auch, so dass ein teil der tiere genetisch gesünder ist als andere. in dem man gezielt wölfe erlegt, die stark ingezüchtet sind, soll mehr platz für die anderen geschaffen werden.
... Also Frankenstein, alias homo sapiens, will sein Ausrottungszenario "wiedergutmachen". Und, hat man den Wölfen schon mitgteilt, daß sie ab sofort ihren Impf - u. Blutgruppenausweis mitsichführen müssen ... :roll:
Grauer Wolf

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von Grauer Wolf »

jurawolf hat geschrieben:in jedem dieser reviere dürfen je zwei wölfe erlegt werden, davon sollte eines ein alphatier sein. dies wurde so festgelegt, da man die hoffnung hat, dass sich das verbleibende alphatier dann einen neuen partner sucht und dieser mit grösserer wahrscheinlichkeit ein genetisch wertvolles tier ist als zuvor.
Toll! Die Logik, die dahinter steckt, läßt es mir eiskalt den Rücken runterlaufen. Unmenschlich und widerlich! Das Elternpaar ist gewöhnlich emotional tief verbunden und bleibt ein Leben lang zusammen. Ist diesen selbstherrlichen "Gottspielern" eigentlich bewußt, welches Leid sie beim überlebenden Partner verursachen? Nachweislich :!: ist beim Tod eines Partners schon der andere einfach erloschen (keinerlei klinisches Bild nachweisbar: Broken Heart Syndrom), weil ihn der Lebenswille verließ! Vom Schicksal der Welpen/Jungwölfe will ich erst gar nicht erst anfangen...
Wolfsheuler hat geschrieben:Bleibt nur das Problem, dass die an der Jagd beteiligten nicht wirklich Interesse haben an einem genetisch gesunden Wolfsbestand, sondern nur an einer Dezimierung der "Elchfresser". Die meisten moderaten Jäger machen bei der Jagd sowieso nicht mit, nur die Wolfshasser.
Genau so sehe ich das auch. Hier geht es um Eliminierung der Konkurrenz resp. um den zweifelhaften Spaß, mal einen Wolf abgeknallt zu haben, damit man sich als "richtiger Mann" fühlen kann, um sonst nichts! Gleichfalls widerlich und unnatürlich!

Gruß
Wolf
Widukind

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von Widukind »

Ich schließe mich da meinen Vorpostern, Caronna und Grauer Wolf an.
Diese ewigen Diskussionen seitens der Jägerschaft - wo auch immer - zu den vermeintlichen Gründen für das Schießen auf seltene Tiere im Allgemeinen und dem Wolf im Besonderen, haben nur das eine Ziel. Nämlich nach der Methode >Wassertröpfchen aufs Köpfchen< die Masse weichzuklopfen für das freie Rumballern in der Natur.
Wenn es einen Grund gäbe, einen sogenannten "Problemwolf", der durch sein evtl. gestörtes Gesundheitssytem, oder was auch immer, zu einer Berohung für die Bevölkerung werden sollte, dann darf so ein Abschuß nur und ausschließlich durch einen Berufsjäger des Forstamtes durchgeführt werden und nicht durch Hobbyjäger. Sonst könnte ja bald auch jeder, der sich die Fußnägel schneiden kann, chirurgische Eingriffe am Mensche ausführen ... ;-)
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von Lutra »

LarsD hat geschrieben:
Lutra hat geschrieben:Es ist aber trotz der "niedrigen" Zahl und der Ausklammerung von angeblich genetisch wertvollen Tiere Blödsinn, ohne Sinn und Verstand in den bestehenden Rudelstrukturen rumzuballern. Da werden doch nur bestimmte Interessen bedient.
Was macht Dich so sicher, dass dort ohne Sinn und Verstand agiert wird?
Die Berichte von den stattgefundenen Lizensjagden.
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von Wolfsheuler »

Solange die Schweden und vor allem die jäger- und bauernfreundliche Zentrumspartei an ihrem arbiträr festgelegten Ziel von 180 bzw 210 Wölfen im ganzen grossen Land festhält, darf es von der EU auch kein Entgegenkommen geben. Bereits die Schutzjagden letztes Jahr haben gezeigt, dass es nur darum geht, die Wolfspopulation auf ein niedrigst mögliches Niveau zu senken, um dem Wunsch des Jagdverbandes nachzukommen. Und woher sollen die genetisch wertvollen Wölfe kommen, wenn ihnen der Weg durch das Rentiergebiet versperrt ist? Hat Schweden überhaupt eine Berechtigung den nördlichen Teil des Landes als wolfsfreie Zone zu deklarieren? Im Gegensatz zu Finnland hatten sie nämlich nie eine Ausnahme bei der Berner Konvention beantragt.
jurawolf
Beiträge: 967
Registriert: 5. Okt 2010, 23:32

Re: Schweden: Wolfsjagd 2013

Beitrag von jurawolf »

ob die berner konvention generell wolfsfreie zonen erlaubt, weiss ich nicht im detail, bin da eher skeptisch. die frage ist jedoch insofern unbedeutend, da schweden zwar tatsächlich keine wolfsterritorien in rentiergebieten wünscht, aber mit rücksicht auf die konvention alle fälle einzeln prüft. es gibt deshalb keine pauschalen abschussbewilligungen für wölfe in rentiergebieten, nicht mal für genetisch wenig wertvolle tiere. jeder fall von wölfen in rentiergebieten, die dort schäden anrichten, wird einzeln geprüft und abschüsse werden nur genehmigt, wenn es keine andere zufriedenstellende lösung gibt. dieses vorgehen ist durchaus konform mit der berner konvention, da diese abschüsse von streng geschützten arten explizit erlaubt, wenn untragbare schäden an nutztieren auftreten.
Antworten