Deutschland soll wilder werden

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jurawolf
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Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von jurawolf »

mufflons sind eine thema für sich, das seitenlang diskutiert werden könnte. krankheiten wie moderhinke und gämsblindheit sind da nur einer von vielen aspekten. aber die diskussion darüber ist eigentlich schon fast müssig, mit der ausbreitung des wofles wird sich das thema muffel schnell von selbst lösen...
Grauer Wolf

Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von Grauer Wolf »

jurawolf hat geschrieben:mufflons sind eine thema für sich, das seitenlang diskutiert werden könnte. krankheiten wie moderhinke und gämsblindheit sind da nur einer von vielen aspekten. aber die diskussion darüber ist eigentlich schon fast müssig, mit der ausbreitung des wofles wird sich das thema muffel schnell von selbst lösen...
Caronna hat geschrieben:Ich habe mal Bilder gesehen und mich gewundert das die überhaupt noch laufen konnten. Mufflons brauchen felsigen Boden (um die Hufe afzulaufen) die Eifel hat grötenteils wald und wiesenboden - also denkbar ungeeignet... aber das nur am Rande
Das kam mir auch in den Sinn. Na ja, die Grauen werden das schnell und professionell erledigen.
Interessant ist, daß es im Osten Riesengezeter gab, weil die Wölfe "unsere" Mufflons eliminiert haben, während hier im Westen darüber nachgedacht wurde, die Mufflons abzuschießen, was aber wiederum gleichfalls Gezeter von der "Naturschützer"front gab: "Dia armen Mufflons". Wie man's macht, isses falsch. Ich habe manchmal den Verdacht, daß etliche ihr Mundwerk zum Thema Naturschutz aufreißen, aber grundsätzlich überhaupt keine Ahnung von ökologischen Zusammenhängen und Wildbiologie haben. Daraus entstehen dann solche Stilblüten. Fakt ist, daß das Mufflon hierzulande in der felsarmen, im Mittel recht feuchten Region definitiv nichts zu suchen hat, sondern eine künstlich herbeigeführte Faunenverfälschung darstellt. Mit den Abschießen in der Eifel würde ich aber noch warten. Es nur nur ein Frage der Zeit, bis sich der Graue da ansiedelt, und dann ist das Thema erledigt, ganz unauffällig, effizient und ohne Aufstand der "Bambi"-Fraktion. :pleased:

Gruß
Wolf
jurawolf
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Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von jurawolf »

wolf, da hast du recht.

vielleicht haben einige hier auch den konflikt um die kleine muffel-herde im teutoburger wald mitbekommen...

http://www.nw-news.de/owl/bielefeld/mit ... essen.html
http://www.natuerlich-jagd.de/index.php ... 5&Itemid=1

da gehen die wogen hoch, auch in der normalen bevölkerung, wo der bambi-reflex natürlich stark spielt. mit dem verlangten totalabschuss macht sich natürlich nicht viele freunde. die jägerschaft einerseits will die art natürlich erhalten, um sie auch künftig bejagen zu können. die normale bevölkerung andererseits ist sich der tragweite der thematik muffelwild als neozoon nicht bewusst und sieht nur, dass da jemand die putzigen tiere ausrotten will und reagiert entsprechend empört. an sich sehe ich die argumente für die entfernung der mufflons im teutoburger natürlich durchaus, meine aber, dass es in einer solchen situation besser ist, einfach klein bei zu geben und die herde sein zu lassen. sonst wird zu viel geschirr verbrochen.

anstatt jetzt einen rechtlichen und politisch konflikt auszutragen, wartet man lieber ab. die wölfe haben es nicht mehr in den teutoburger und werden mit die kleine muffelherde schnell weggeputzt haben. der teutoburger zusammen mit der angrenzenden senne ist meines erachtens wohl sogar eines der ersten gebiete in NRW, welches ein wolfsrudel beheimaten wird. von der lebensraumstrukturierung her, ebenso von der grösse und natürlich auch der lage her, ist das gebiet dafür prädestiniert.
Grauer Wolf

Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von Grauer Wolf »

jurawolf hat geschrieben:...auch in der normalen bevölkerung, wo der bambi-reflex natürlich stark spielt. mit dem verlangten totalabschuss macht sich natürlich nicht viele freunde. die jägerschaft einerseits will die art natürlich erhalten, um sie auch künftig bejagen zu können. die normale bevölkerung andererseits ist sich der tragweite der thematik muffelwild als neozoon nicht bewusst und sieht nur, dass da jemand die putzigen tiere ausrotten will und reagiert entsprechend empört.
Ich habe mir die Mühe gemacht, die Kommentare der Leser zu überfliegen: Nicht einer dabei, dem klar war, daß das Muffelwild keine einheimische Art, sondern ein schlecht angepasstes Neozoon ist und mit den Bedingungen in feuchten Mittelgebirgswäldern ohne weitläufige Felsformationen nicht klarkommt. Nur der "Niedlichkeitsfaktor" zählt offensichtlich ("Die armen Tiere!") resp. der Wunsch nach stattlichen Trophäen. Dabei liegen beide falsch, Jägerschaft und Bürger in trauter, seltener Einigkeit. Das Mufflon muß weg, am besten auf natürliche Art und Weise durch den Wolf. Wenn eine Wildart sich unter Belastung durch heimische :!: Großprädatoren nicht halten kann, dann ist sie fehl am Platz.

Gruß
Wolf
Widukind

Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von Widukind »

.. passend zum Thema ...


Wisent-Herde freigelassen

Erstmals leben Wisente wieder frei in einem deutschen Wald.
Die mächtigen Wildrinder sind Donnerstag im Rothaargebirge in die Freiheit entlassen worden.

http://www.focus.de/wissen/diverses/tie ... 58223.html
holsteiner in nrw
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Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von holsteiner in nrw »

Widukind

Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von Widukind »

Rückkehr von Wolf, Luchs und Biber: Deutschland wird wilder

Luchs, Biber und Wolf kehren nach Deutschland zurück. Großangelegte Schutzprogramme ermöglichen das Comeback der Wildtiere.
Oft reagieren Menschen mit Skepsis oder gar Angst, und über die Auswirkungen auf die Ökosysteme ist nur wenig bekannt.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 42945.html
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SammysHP
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Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von SammysHP »

Widukind

Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von Widukind »

Je wilder, desto besser – aber am liebsten ohne Wolf

Die Deutschen sind bekannt für ihre Ordnungsliebe. In der Natur aber darf es ruhig unordentlich sein,
wie eine neue Studie zum Naturbewusstsein zeigt. Wildnis ist sehr willkommen – mit einer Ausnahme.

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... -Wolf.html
Grauer Wolf

Re: Deutschland soll wilder werden

Beitrag von Grauer Wolf »

Danke für den Link!
Ich konnte mir beim Lesen ein breites Grinsen nicht verkneifen.
85 Prozent macht es glücklich, in der Natur zu sein. Eltern ist es wichtig, ihren Kindern die Natur nahezubringen.
Jau, mit Waldspaziergang zum nächsten Waldcafé mit Kinderspielplatz und nur ja keine schmutzigen Schuhchen bekommen. Sorry, wenn's etwas sarkastisch klingt, aber so habe ich es oft genug beobachtet. Die Natur ist nur Kulisse für irgend welche Freizeitaktivitäten und hat ansonsten wenig selbstbezogenen Wert. Keine Angebote? Keine Dauerbespaßung? Wie langweilig... Und dazu noch körperliche Anstrengung? Geht ja überhaupt nicht... :shocked:

Entsprechend bewerte ich die Ergenisse der Umfragen eher skeptisch. Dahinter steckt eklatantes Nichtwissen und sehr viel Naivität.

Gibt es Wildnis in Deutschland?
61% "ja"
24% "nein"
12% "weiß nicht"
Und wie sieht es wirklich aus? Tatsächlich gibt es Wildnis im Sinne von "vom Menschen unbeeinflußt" nur in Spuren, z.B. an unzugänglichen Steilhängen, die sich nun wirklich nicht nutzen lassen und nie nutzen ließen. Selbst "Urwaldzonen", von denen es ein paar gibt, sind keine Primärwälder, sondern Wälder, die nur seit längerer Zeit (bestenfalls ein paar hundert Jahre) nicht mehr wirtschaftlich genutzt wurden (z.B. der Rothwald). Unsere "Nationalparks" sind im Grunde Mogelpackungen, wenn auch besser als gar nichts. Aber sie haben mit "Wildnis" so viel zu tun wie der Sandkasten auf dem Spielplatz mit der Ténéré oder der botanische Garten mit den Regen- und Nebelwäldern in British Columbia...

Sollte Wildnis zugänglich sein?
35% "Zugang auf Wegen"
33% "Zugang mit Führung"
16% "Kein Zugang"
11% "ungehinderter Zugang"
5% "weiß nicht"

Hier liegt m.E. die Problematik im Verhalten der Leute, die aus unseren Wäldern eine Müllkippe machen, anstatt alles, was sie reintragen, auch wieder mit rauszunehmen. Dazu Pilze umtreten, Büsche zerknüppeln, brennende Kippen in die Büsche etc. pp. Das könnte einen zu der Annahme verführen, daß "kein Zutritt" die beste Lösung ist. Allerdings wird sich dann kaum noch jemand dafür interessieren, denn nur, was man kennt, ist man bereit, zu schützen.

Ich selber bin logischerweise als alter "Waldläufer" für freien Zutritt, also das andere Extrem. Das ist aber mit dem bundesdeutschen Durchschnittsbürger nicht zu machen, denn: s.o.
Hier kommt allerdings auch in's Spiel, was sich die Leute unter "Wildnis" so vorstellen. So wird denn auch in Absatz 2 des Links "Wildnis" und "Naturfläche" de facto gleichgestellt, was zumindest sehr oberflächlich ist. Auch das hier
65 Prozent der Befragten gaben zu Protokoll, dass ihnen Natur umso besser gefällt, je wilder sie ist.
zeugt nur von Nichtwissen. Ich denke mal, die Menschen haben bei solchen Statements etwa den Bayrischen Nationalpark mit seiner romantischen Urwaldzelle und dem Höllbach Gspreng (in der sich die Touris knubbeln) im Sinn. Ich glaube nicht, daß Menschen, die so argumentieren, bewußt ist, daß echte Wildnis, wie etwa noch im Hohen Norden Europas (sic! Norwegen, Schweden, Finnland, Island, aber auch Schottland), sie binnen 2...3 Tagen umbringen kann, im Winter auch in wenigen Stunden. Man verwechselt Naturromantik mit der Gnadenlosigkeit/Gleichgültigkeit echter Wildnis, in der der Mensch nur ein Tier unter vielen ist, das sich entweder anpaßt oder stirbt. Solche Gegenden kennen m.E. 99,99% der Bevölkerung allenfalls aus dem bequemen Fernsehsessel heraus, nicht aus der Praxis. So gesehen ist "je wilder, desto besser" etwas naiv.

Unter dem Aspekt, was in Deutschland machbar ist, sollten Naturflächen zugänglich bleiben, damit die Menschen interessiert bleiben und echte Naturfreunde ggf. sogar aktiv beim Erhalt mitzuhelfen bereit sind. Ein ordentliches, interessantes Wegeangebot plus fakultativ (interessante und lehrreiche :!: ) Führungen sollten eine deutliche Lenkungsfunktion haben, denn die wenigsten sind in der Lage, querbeet zu laufen, ohne sich die Haxen zu verbiegen und/oder sich zu verlaufen. Den wenigen echten Naturfreunden, die auch einen Blick für die Gegebenheiten haben und so z.B. Wildeinstände oder andere sensible Bereiche automatisch/instinktiv vermeiden, sollte man freien Zutritt aber ebensowenig verwehren wie das Biwakieren unter Primitivbedingungen (also nichts mit "Camping"!), das idealerweise keine Spuren hinterläßt, zudem ebenfalls nur die wenigsten bereit sind. Bei entsprechender (zurückhaltender) Infrastruktur (je weiter rein in ein "Wildnis"gebiet, desto schlechter, schwieriger und "gefährlicher" die Wege: Nicht alles muß lackschuh-, kinderwagen- und rollatortauglich sein!) sollte sich also automatisch eine gewisse Regelung der Besucherströme einstellen.

Was die Tiere angeht, so grassiert in dem Welt-Beitrag resp. unter den Befragten offensichtlich ein gewisser Niedlichkeitfaktor.
Biber, Luchs, Waschbär und Wildkatze weisen eine gewisse "Putzigkeit" auf (Rehe, Hirsche, Mufflons, Eichhörnchen und Co. sind per definitionem "niedlich"). Beim Wolf (der Braunbär als gelegentlicher Gast erscheint gar nicht in der Umfrage!?) scheiden sich dann wieder die Geister und das unseelige Rotkäppchensyndrom feiert fröhliche Urständ. Dabei ist gerade der Wolf das Symbol für die Wildnis schlechthin (daß der Wolf in Kulturland sehr gut zurechtkommt, lasse ich jetzt mal außenvor, mir geht's hier um die Symbolik) und sein "strenger", wissender Blick aus gelbgrünen Augen scheint einem bis in die Tiefen der Seele zu schauen, was nach meinen Erfahrungen die meisten gar nicht mögen. "Putzig" ist er wahrlich nicht...
...und das ist auch gut so, denn Putzigkeit oder Niedlichkeit provoziert m.E. Oberflächlichkeit.
Vor dem Hintergrund, daß der Wolf für den Menschen keine relevante Gefahr darstellt (die Gefahr, sich mit irgendwelchen Beeren leichtsinnig zu vergiften, ist ganz entschieden größer, von Pilzen mal ganz zu schweigen!), stimmt mich das Ergebnis traurig. :(
Deutschland soll wilder werden, aber bitteschön ohne Wolf? Das kann es wohl nicht sein. Da würde was fehlen, nämlich die Seele der Wildnis...

Gruß
Wolf
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